Seit einigen Wochen wabern immer mehr Infos zum Thema “Werbung & Kennzeichung” durch Instagram. Influencer meldeten sich zu Wort und berichteten, dass sie abgemahnt wurden. Sie hätten nicht korrekt gekennzeichnet und nun müssen sie sich erklären und verteidigen, einige müssen zahlen. Stories wurden geteilt, Posts dazu wurden veröffentlicht, Tipps und Ratschläge wurden erteilt. Unverständnis und Wut machte sich breit.
Viele von Euch können es wahrscheinlich schon nicht mehr hören- aber viele meiner lieben LeserInnen und FollowerInnen wissen gar nicht worum es da eigentlich geht. Hier ein persönlicher Erklärungsversuch und eine Info, wie ich es zukünftig handhaben werde:
Ihr wisst, dass mir Transparenz wichtig ist. Wenn ich mit einem Unternehmen zusammenarbeite, wenn es eine Absprache gibt, dann kennzeichne ich meine Postings mit Werbung. Es ist grundsätzlich das erste Wort in jedem meiner Artikel und im Blog gibt es eine Kategorie, die da lautet Kooperation. Genauso handhabe ich es auf Instagram. Das erste Wort meines Textes lautet Werbung und somit sollte für alle klar sein, dass es hier eine Absprache, einen Auftrag, vielleicht ein Honorar gab.
Nun wurden Influencer abgemahnt, weil sie in ihren Bildern Marken oder Firmen getaggt (markiert/ verlinkt) haben weil sie schöne Orte (dazu zählen Hotels, Cafés, ect.) mit einem Geotag markiert (lokalsiert) haben oder weil sie Freundinnen in ihren Posts markiert haben – und das alles, ohne das Wörtchen Werbung dazuzuschreiben.
Sie wurden abgemahnt, weil vom Leser (und Gesetzgeber) vermutet werden könnte, dass sich hinter diesen Posts ein Auftrag verbirgt. Wurden sie vielleicht von dem Café bezahlt? Wurden sie von dem Tourismusverband eingeladen? Gab es eine Absprache mit der Instagram-Freundin? Floss da vielleicht Geld? Auf jeden Fall führen viele dieser Bild-Posts zu einer Verkaufsförderung, denn die Influencerin transportiert einen Impuls oder eine Anregung, es ihr gleich zu tun -> das Produkt nachzukaufen, den Ort zu besuchen oder der Freundin zu folgen. Verkaufsfördernde Maßnahmen = Werbung.
Montag Abend trafen sich Ricarda (von @blogst) und der Rechtsanawalt Dr. Thomas Schwenke zum live chat bei Instagram. Die Einschätzungen von Herrn Dr. Schwenke gehen dahin, dass wir Blogger (Instagramer) tatsächlich die meisten unserer Bilder mit Werbung kennenzeichnen müssen um auf der sicheren Seite zu stehen. Fotos, die eine Verkaufsförderung, eine Stimulation beim Follower erwirken könnten, müssen gekennzeichnet werden. Und dabei ist es ganz egal, ob die Produkte, die wir zeigen, die Orte, die wir markieren, das Café das wir verlinken selbst bezahlt haben oder nicht.
Wenn ich meinen FollowerInnen auf Insta also den wunderschönen Marktplatz von Bernkastel-Kues zeige, wo ich ganz privat mit meiner Familie ein Wochenende verbracht habe, dann muss ich dieses Bild mit “Werbung ohne Auftrag” kennzeichnen, damit meine FollowerInnen (und der Gesetzgeber) nicht auf die Idee kommen, ich wurde vom Tourismusverband in Bernkastel-Kues eingeladen, ja vielleicht sogar bezahlt.
Ohne Auftrag schreibe ich dazu, damit klar ist, dass es hier keine Absprache gab, ich keinen Werbeauftrag und keine Vergütung erhalten habe. Das Foto ist aus einer rein privaten Motivation entstanden- aber, ich stimuliere meine FollowerInnen mit dem Bild vom wunderschönen Marktplatz vielleicht auch eines Tages diese Region zu besuchen und deswegen handelt es ich sich bei diesem rein privaten Foto ebenfalls um Werbung.
Das gleiche gilt, wenn ich Freundinnen in meinem Text oder auf den Fotos markiere.
Ich mache tagtäglich in meinem privaten Umfeld Werbung. Wenn ich meiner Nachbarin erzähle, dass es heute Mittag leckere Spaghetti Bolognese gibt (weil sie könnte ja auf den Geschmack kommen und ebenfalls Hack einkaufen und daraus eine Bolognese kochen), wenn ich im Freundeskreis erzähle, dass wir einen Familytrip ins wunderschöne Paris machen (weil sie fühlen sich dann angeregt, auch nach Paris zu fahren), wenn ich im Nähkränzchen gefragt werde, wo ich den schönen Stoff gekauft habe und ich darauf den Namen des Stoffgeschäftes preis gebe (weil sie dann ja alle sofort auch dahin fahren und den Stoff kaufen). Wir empfehlen, werben, inspirieren tagtäglich.
Tue ich das auf Instagram, dann muss ich ab sofort und am besten rückwirkend meine Bilder mit Werbung (Werbung ohne Auftrag) kennzeichnen.
Anfangs dachte ich Mensch ist das kompliziert (und doof und ätzend und gemein und überhaupt!), aber mittlerweile, dank des live chats meine ich etwas klarere zu sehen. Das Video könnt Ihr Euch über IGTV in der Insta App auf der @blogst Seite ansehen.
Natürlich sieht es nicht schön aus, wenn unter den Fotos das Wörtchen Werbung steht- denn Werbung hat nach wie vor dieses Geschmäckle von “käuflich & nervig”, andererseits et is, wie et is. Ich blogge hauptberuflich und verdiene mit einigen Artikeln auf dem Blog (und den damit verbundenen social media Kanälen) meinen Lebensunterhalt. Ich agiere demnach geschäftlich, auch wenn ich viele (die meisten) Bilder auf Instagram aus einer rein privaten Motivation poste.
Ich muss (und will) mich mit diesen Themen eben auch auseinandersetzen und so agieren, wie es das Gesetzt vorsieht. Ein Gesetzt zum Posten auf Instagram gibt es zwar nicht, aber es gibt Gesetze zu Schleichwerbung, unlauterer Wettbewerb, Produktplatzierung, Wettbewerbsrecht und so weiter und so fort. Bis es klare Richtlinien zum Posten auf Instagram, zum Markieren von Unternehmen, Orten und Menschen gibt, werde ich das Wort Werbung (bzw. Werbung ohne Auftrag oder PRsample) zu Beginn meiner Bildtexte schreiben.
Den Spaß an Instagram, das Teilen und Empfehlen von schönen Stoffen, Orten, Restaurants, ect. werde mir dadurch den nicht vermiesen lassen. Stattdessen hoffe ich auf Euer Verständnis und Eure kluge Einschätzung, meine Texte richtig zu verstehen, denn ich möchte auch weiterhin ein Bild eines schönen Markplatzes oder ein Bild einer stolzen Bine im selbst genähtem Kleid zeigen. Auch, wenn unter dem Foto Werbung steht.
Was mich persönlich gerade etwas nervös macht: muss ich nun auch hier im Blog vor jedem Beitrag klar schreiben, dass es sich um “Nicht Werbung” handelt? Also eine Empfehlung, eine Verlinkung zu Dingen, die ich selbst gekauft, erlebt, gesehen, gekocht oder gebacken und bezahlt habe? Und wo soll das alles noch hinführen? Aber das ist ein anderes Thema. Kommt Zeit, kommt Rat.
Liebe Grüße, Bine