Köln is ne Jeföhl. Geboren wurde ich am Niederrhein, aber mein Herz schlägt für Köln. Hier findest Du alle Postings rund um Köln. Restauranttipps, Berichte über Ladengeschäfte, Ausflugstipps, Parks und Veranstaltungen.
J. ist acht Jahre alt, ihr kleiner Bruder E. ist erst sechs. Die beiden sind genauso alt wie meine beiden Kinder. J. und E. gehen jeden Mittag, nach der Schule in die Kölner Selbsthilfe e.V., um dort eine warme Mahlzeit zu bekommen, mit den Betreuern Hausaufgaben zu machen und um mit den anderen Kindern zu spielen.
E. ist 18. Er hat den Hauptschulabschluss leider vergeigt, aber er hat ein großes Ziel vor Augen: er möchte Bodyguard des türkischen Präsidenten werden. Dafür muss er aber vier Sprachen sprechen, deswegen drückt E. vier mal die Woche die Abendschule, worauf er sehr stolz sein kann! Tagsüber ist er in den Räumen der Selbsthilfe, trifft dort andere Jugendliche, spielt Kicker oder am PC.
A. ist erst vier Jahre alt. Sie darf eigentlich noch nicht in den Verein kommen, deswegen kommt ihre junge Mutter und Oma mit und verbringen dort ihre Nachmittage.
Anni, deren Namen ich hier öffentlich schreiben darf, ist die Leiterin der Einrichtung. Seit über 20 Jahren arbeitet sie mit und für Kinder, für die der Verein das zweite – wenn nicht sogar das erste- Zuhause ist. Sie bastelt mit ihnen, strickt ein Tipi, kocht für sie und hört zu. Sie fährt mit den Kindern zum Kölner Weihnachtsmarkt in die Innenstadt und weiß, dass sich all die Mühe lohnt, wenn ein Kind mit großen Augen am Rheinufer steht und fragt: Was ist das denn für ein großer Fluss? Aber eigentlich kämpft sie täglich für Spendengelder, denn es reicht vorne und hinten nicht. Anni ist da nicht alleine, sie hat ein wunderbares Team von Mitarbeitern und Freiwilligen, denen es um nichts anderes geht, als das Wohl der Kids. Sie legen Gemüsegärten an, bauen Häuser und Piratenschiffe aus Holzbrettern, übernachten im Sommer im Garten, veranstalten Halloween-Parties, bauen Vogelhäuschen.
Als ich vergangene Woche eine Email vom Vodafone Institut bekam, in der ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte drei Stunden meiner Zeit zu spenden, war mein erster Gedanke: “Mhhh, passt mir eigentlich gerade gar nicht in den Kram.” Ich lies die Mail erstmal zwei Tage unbeantwortet in meinem Posteingang, musste aber immer wieder daran denken. Dann fragte ich meinen Mann, ob er am Freitagnachmittag hier die Termine und Fahrdienste unsere Kinder übernehmen könne, denn ich würde gerne Kinder kennenlernen, die am Nachmittag keine Sport- und Musiktermine haben. Konnte er und so sagte ich zu.
Ich war ziemlich aufgeregt und gespannt, was mich erwarten würde. Als ich das Gelände betrat, standen vor der Türe zwei Jungendliche und rauchten. Sie sahen mich, grinsten, kamen direkt auf mich zu, streckten mir ihre Hände entgegen, stellten sich vor. Das hätten sie gar nicht machen müssen, denn sie hatten sich extra Namensschilder auf die Brust geklebt, was ich natürlich auch gleich machte. Dann lernte ich Anni kennen, die mich ebenfalls herzlich begrüßte, mir die Einrichtung zeigte und alle Kinder und Betreuer vorstellte. Die kleine J. war schrecklich aufregt, sagte mir ihren Namen, bzw Spitznamen und fragte mich, ob ich ein Blogger sei und ob ich über sie schreiben würde. Danach zeigte sie mir das komplette Gelände, erklärte jede einzelne Bretterbude, liess mich Salbei und Sauerampfer im Gemüsegarten probieren und bat mich das Vögelhäuschen zu fotografieren, welches sie gebaut und angemalt hat.
Als alle weiteren Blogger eintrafen gab’s erstmal Kaffee und dann wurden die Aufgaben verteilt. Ich setze mich in die Küche und schnippelte Gemüse für eine Minestrone, die anderen gingen rauss in den Garten und bauten Fußballtore. M., einer der Betreuer machte eine Lagerfeuer, in dem die Kinder später Stockbrot buken. Dazwischen redete ich viel mit Anni und M. und Ben, der von betterplace Berlin für diesen Nachmittag nach Köln angereist war. Ben erklärte mir das Ziel von betterplace, warum sie das alles machen würden und wie wichtig es wäre, dass Spenden zu 100% an die Empfänger weitergeleitet werden müßten und dass man heutzutage solche Aktionen auf den digitalen Bereich erweitern müsse.
Die Aktion #digitalsozial wurde von betterplace (von denen ich zum ersten Mal durch dieses Posting hier erfahren habe) und deren Partner Vodafone organisiert. #digitalsozial – Blogger engagieren sich für ihre Stadt und spenden Zeit für einem gemeinnützigen Verein. In diesem Falle: der Verein Selbsthilfe e.V., der in Köln Longerich Kindern eine Anlaufstelle bietet. Seit über 30 Jahren gibt es diesen Verein und Anni, hat in dieser Zeit schon eine Menge Kinder kommen und gehen sehen. Eine Menge Leid ertragen und verhindern können.
Zusammen mit den Kindern haben Anni und ihre Kollegen den Goldesel gebastelt, den sie auf Anfrage an Firmen und Vereine schickt. Dort wird der Esel aufgestellt und sammelt Spenden. Er hat eine eigene Facebook und sogar Pinterest-Seite, die Anni in ihrer Freizeit (!) liebevoll pflegt und immer wieder auf den neusten Stand bringt, denn Anni hat gemerkt, dass sie digital aktiv sein muss, um für ihre gute Sache zu werben! Er hat es sogar schon in den Kölner Stadtanzeiger gebracht!
Eine weitere Aktion, für die Anni wirbt, ist das Punkte- und damit Geldsammeln über Payback. Statt die Payback-Karte an der Kasse abzugeben, gibt man die sog. Maja-Karte dort ab und spendet Punkte für den Verein. Diese Punkte werden in Euros umgerechnet und an die Selbsthilfe überwiesen. Ich habe heute morgen meine Payback Karte aus dem Portemonnaie genommen und die Maja Karte hineingesteckt. Bei meinem nächsten Einkauf in der Drogerie oder Apotheke oder meinem Wocheneinkauf,… werde ich keine Punkte für mich sammeln, sondern für die Kinder!
Um 18 Uhr gingen die Kinder nach Hause, alleine. Es war schon dunkel! R., eine der Betreuerinnen, meinte jeodch, ich müsse mir da keine Sorgen machen, denn die Kids wohnen ganz in der Nähe. Die Einrichtung schloß ihre Türen und wir Blogger, Anni und weitere betterplace-Ehrenamtliche, fuhren in die Stadt zu einem gemeinsamen Abendessen, wo noch viel und lange über Themen wie Zeit-, Sach- und Geldspenden, soziale Dienste und ehrenamtliches Arbeiten gesprochen wurde. Ich erzählte Anni von meinen Gesprächen mit der kleinen J. und als sie mir sagte, dass es für die Kinder nicht leicht wäre, sie aber von ihren Eltern geliebt würden, fiel mir ein Stein vom Herzen.
Hilfe für Kinder und Vereine, wie die Selbsthilfe e.V. werden in jeder Stadt dieser Welt benötigt! Ich würde mich freuen, wenn Ihr ein paar Euros diesem Verein spenden würdet, oder auf betterplacemobile nachschaut, welcher Verein in Eurer Stadt Hilfe benötigt. Zeitspenden sind sicherlich überall herzlich willkommen- das Gemüsebeet in Longerich muss zum Frühjahr wieder auf Vordermann gebracht werden- aber Geldspenden sind, wie überall, das Wichtigste.
Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch alle Firmeninhaber, Personalchefs, Abteilungsleiter bitten, für das nächste Firmenjubiläum, das kommende Sommerfest, die nächste Weihnachtsfeier den Goldesel anzufordern und Eure Mitarbeiter bitten, dort Geld hineinzuwerfen!
Es war ein wunderbarer Nachmittag und Abend für mich, der mich noch lange beschäftigen wird. Danke Anni, Ben und dem Vodafone Institut für die Organisation… und Euch für das Lesen dieses langen Artikels!
Liebe Grüße, Bine
PS. Annis größer Wunsch ist aktuell übrigens eines Tages ein oder mehrer selbstgestrickte Tipis auf der Kölner Domplatte zu sehen und dort auf ihren Verein damit aufmerksam zu machen. Sollte also jemand aus Köln das hier lesen und die entsprechenden Kontakte haben… Anni würde sich über einen Anruf ganz bestimmt freuen!
Noch ein PS.: mit dabei waren übrigens: Mike, Stefan, Katja, und Martin… und es war sehr nett Angelina, Desi und Oliver von betterplace Köln und die zwei Mädels von betterplace Düsseldorf kennen gelernt zu haben!