Ich mag Familienromane, mag es eine Geschichte zu lesen, die die Leben von Menschen über zwei oder drei Generationen hinweg erzählt. Diese Geschichte hier nimmt ihre Leserschaft auch immer mal wieder zurück in die Vergangenheit, spielt aber in erster Linie im Hier und Jetzt. Es geht um Hans und seine drei Kinder. Es geht um eine schleichende Krankheit und um ziemlich turbulente Leben, ums Wegschauen und Hinsehen und es geht um Zusammenhalt. Die andern sind das weite Meer hat mir richtig gut gefallen.

Hans verliert immer öfter die Orientierung und die Fäden seiner Gedanken. Der Witwer lebt alleine, seine Frau lebt nicht mehr, hat ihn auch schon vor Jahren verlassen, immer haben sie gestritten. Seine Kinde sind erwachsen. Wo sind sie eigentlich gerade? Luka, seine Erstgeborene, sieht er manchmal im Fernsehen. Luka ist ein gutes Mädchen. Aber die anderen? Hans möchte schwimmen gehen.
Luka ist die älteste Tochter von Hans. Sie ist Reporterin und aktuell in der Ukraine. Ihre Chefs sind nicht zufrieden mit ihr und ihrer Arbeit. Nie ist sie da, wo gerade echt mal was passiert. Luka steht unter Druck, unter Dauerdruck. Sie will es immer allen recht machen, will die Beste sein, übernimmt Verantwortung. Sie ist zwar nie da, aber sie ruft ihren Vater oft an.
Tom arbeitet viel. Zu viel. Hin und wieder muss er sich mal eine Auszeit nehmen, dann nimmt er was, damit er runter kommt. Job und Privates zu trennen fällt ihm schwer. Seine Beziehung nicht glücklich. Der Zugang zu seinem Vater blockiert. Das Leben verlangt ihm viel ab.
Elena ist die Jüngste. Sie ist gut dadrin, einfach die Augen zuzumachen. Dann sieht sie nämlich nicht ihre Beziehungsprobleme, ihre verkorkste Beziehung zu ihrer kleinen Tochter, das Desinteresse ihrer Jugendliebe und ihre wirklich schlimme Krankheit.
Alle drei haben ihr Päckchen zu tragen.
Die andern sind das weite Meer ist ein Familienroman über eine Familie, die als Familie nicht so recht funktioniert. Einst waren sie eine Vorzeigefamilie: Der Vater Diplomat, die Mutter Südamerikanerin, bildhübsch, drei Kinder, Haus, Garten, alles bestens. Aber wirklich rund lief es nie.
Jahre später, die Mutter schon verstorben, der Vater wird krank, die Kinder mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Keiner bekommt so richtig mit, was im Leben der anderen eigentlich gerade los ist.
Erst als Hans abtreibt, nicht mehr zu finden ist, da kommen die drei nach Hause, in das Familienhaus in Bonn. Hier müssen sie nun Farbe bekennen, ihre Leben wieder sortieren, in die richtige Richtung lenken und alte Zöpfe abschneiden.
Mir hat es Spaß gemacht Hans, Luka, Tom und Elena auf ihrem Weg zu begleiten. Manches mal musste ich den Kopf schütteln, musste laut lachen, mich doch sehr wundern und auch fast mal ein Tränchen wegdrücken. Julie von Kessel schafft es, uns alle drei Kinder nah zu bringen und auch wenn sie alle drei zwischendurch ordentlich Mist bauen, ich hab sie gemocht.
Ein schöner, ein berührender und unterhaltsamer Familienroman – sehr empfehlenswert!
Liebe Grüße
Bine
Werbung ohne Auftrag/ selbst gekauft und gelesen und für gut befunden:
Die anderen sind das weite Meer von Julie von Kessel, 336 Seiten, Eisele Verlag
Letzte Aktualisierung am 2025-03-26 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API