Zack! Der zweiter Monat des Jahres 2022 ist rum. Ich fühle mich etwas überrumpelt. Das ging mir alles viel zu schnell. Letztes Jahr um diese Zeit war Lockdown. Aber so richtig. Alles hatte zu, die Kinder waren zu Hause, Homeschooling war angesagt, ich habe Menschen und Leute vermisst. Dieses Jahr sieht das alles ganz anders aus. Es gibt zwar auch noch diverse Einschränkungen – z.B. dürfen wir uns nicht mit mehr als 10 Personen privat treffen (hatte das Anfang Februar noch irgendjemand auf dem Schirm?)- aber ansonsten findet eigentlich das normale Leben statt.
Normal mit Maske und eigentlich findet nix statt. Nur Alltag, aber keine Feierlichkeiten, keine Mädchensitzung, kein geselliges Zusammensein. Im Laufe des Monats überschlagen sich die Ereignisse….
Das war mein Februar 2022:
Ein Gruß aus der Nasszelle. Das Tochterkind hat einen Arzttermin. Ob die Desinfektions-Dinger eines Tages wieder aus unserem Leben verschwinden werden? Ich vermute eher nicht und das wäre mir auch ganz recht.
Anfang Februar steigt die Inzidenz auf 1.206,2. Das RKI meldet am 1. Februar 162.613 Positiv-Tests. Aber immer und jeden Tag mit dem Zusatz, dass die Zahlen wohl eher höher sind.
War ich im Januar noch hin- und hergerissen, ob ich wieder zum wöchentlichen Nähen und zum Chor gehen soll, habe ich im Februar diese Bedenken erstmal über Bord geworfen. Das Leben muss ja schließlich weitergehen. Ich teste mich regelmäßig und versuche weitestgehend Abstand zu halten… aber ich bin dabei. Zögerlich, aber dabei.
Wir nähen und quatschen und lachen und hin und wieder bringt eine was zu Futtern mit und das ist toll. Ist das nicht ein hübsches Maschinchen? Leider nicht meine.
Meine neue Frau Mielke und ich fahre in die Nachbarstadt zum Stoff Shoppen, ich treffe eine Freundin im Café und am Abend demonstrieren wir für mehr Solidarität und weniger (am besten gar keinen!) Hass im Netz und auf der Straße. Die Kundgebung findet in unserer Stadt am Rathausplatz statt. Für mich eine Premiere. Ich war noch nie bei einer Demo oder Ähnlichem dabei. Als eine gute Stunde später sich die Anderen auf dem Platz breit machen, die, die keine Maske tragen, suchen wir flott das Weite.
Köln gibt bekannt: Der Rosenmontagszug soll in diesem Jahr durch’s Stadion ziehen. Hmpf. Komisch irgendwie. Aber wir schauen uns den Zoch in Kölle sowieso nie in echt an. Eigentlich stehen wir dann immer im Nachbardorf an der Straße. Dieses Jahr (wieder) nicht.
Unsere Wohnzimmer Renovierung nimmt Fahrt auf. Es werden neue Heizkörper installiert, der Boden wird rausgerissen. Ich düse zum Baumarkt und kaufe zwei neue Wäschekörbe. Das war sowieso mal fällig, aber jetzt brauche ich sie für das ganze Zeug, was noch im Wohnzimmerschrank steht und liegt. Alles muss raus.
Dazwischen gönnen sich der Mann und ich zu unserem Feiertag einen Abend beim Inder. Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht.
Ich bin so froh und dankbar, dass wir die Wohnzimmertüre schließen können, wenn die Handwerker bohren und spachteln und schleifen und sägen. Trotzdem macht einen so eine Baustelle echt kirre. Aber es wird. Jeden Tag passiert was Neues, fliegt etwas raus, kommt etwas Neues rein. Ich muss mich zwischendurch kneifen, schließlich träumen und reden wir von der Renovierung schon seit… äh… Jahren!
Am Wochenende reißen der Mann und ich die Tapeten von den Wänden und dann kommt unser neuer Fußboden. Yeah.
Die Inzidenz sinkt langsam. Am 14. Februar stehen wir bei 1.459,8, in NRW bei 1.524,5. Was für Zahlen! Und wie immer: Das RKI meldet, dass die Zahlen ungenau sein. Ja, wissen wir schon.
Am Donnerstag, den 17. Februar haben die Kinder schulfrei. Xandra ist im Anmarsch. In unserer Region richtet sie wenig Unheil an, wir bleiben verschont. Bei uns windet es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag stark, aber im Laufe des Tages kommt sogar die Sonne raus.
Wie gesagt, der Sturm hält sich in Grenzen und als die Sonne raus kommt, düsen der Sohnemann und ich zum Karnevalsladen. Da war ich ja schon eeeewig nicht mehr. In der Schule wird Weiberfastnacht (am Platz, nicht wie sonst in der Aula) gefeiert und dafür braucht er ein Kostüm.
Deutschland macht sich derweil locker. Ab Samstag gibt es in NRW keine Kontaktbeschränkungen mehr. Oh echt? Ach, jetzt so schnell? Damit hätte ich nicht gerechnet. Theoretisch dürften wir jetzt dieses oder jenes am Karnevalswochenende machen… tun wir aber nicht, denn schon Tage zuvor haben wir entschieden, dass wir dieses Jahr an Karneval abhauen werden.
Auf Xandra folgen Ylenia und Zeynep und dann noch Antonia… sowas gab es, seit der Wetteraufzeichung in den letzten 50 Jahren nicht. Gruselig. Zwischen Regen- und Windpausen flitzen wir mit Mollie kurz raus.
Mit einer großen Portion Booster lebt es sich leichter. Auch wenn bald wieder alle alles dürfen, bin ich der festen Überzeugung, dass die Impfung und der Booster die bessere Wahl ist. Dazu hin und wieder ein Schnelltest und das Zusammensitzen mit Freunden fühlt sich gut an.
Die Inzidenz sinkt übrigens weiter. Am 23. Februar 2022 liegt sie bei 1.278,9.
Wir tun so, als wäre Karneval. Am Montag vor dem jecken Wochenende (laut Kalender!) bringen wir zum Nähkränzchen alle was zu Futtern mit, drehen die Musik auf, essen, stoßen an und setzen uns dann an die Maschinen.
Und weiter geht’s mit dem Wohnzimmer. Schalter abschrauben, schrubben, wieder anbringen. Möbel von links nach rechts, raus auf die Terrasse, wieder rein. Knapp drei Wochen spielen wir Tetris.
Am Donnerstag, den 24 Februar weckt mich WDR2 mit der Nachricht, dass Russland mit einem Einmarsch in die Ukraine begonnen hat. Ein dunkler Tag.
Und gleichzeitig ist Weiberfastnacht. Die Kinder sollen und dürfen verkleidet in die Schule gehen, aber die große Party in der Aula fällt aus. Stattdessen sitzt jede Klasse in ihrem Klassenraum und schaut sich einen Karnevalsfilm an, den die SV in den Tagen zuvor für die Mitschüler gedreht hat.
Und an diesem Tag rappelt den ganzen Tag mein Handy. Eine Eilmeldung jagt die nächste. Ich bin sprachlos und fassungslos.
Am Tag darauf packen wir unsere Koffer und fahren nach Holland. Knapp vier Tage weg, raus, Strand, Familienzeit, Sonne tanken. Unser kleines Feriendomizil ist in Stavenisse. Eine Ecke in Holland, die wir noch gar nicht kennen.
Zon, Zee, Zand – Eine kleine Auszeit in Holland.
Wir fahren nach Renesse, nach Sint Annaland, nach Bergen op Zoom. Spazieren am Strand und durch kleine Häfen, essen lecker Kibbeling, verbringen Zeit in unserem Ferienhäuschen, spielen, lesen, entspannen. Und nebenbei hören wir Radio aus dem Westen, Nachrichten aus der Welt. Corona rückt für uns in dieser Zeit in weite Ferne. Treten wir vier mit einer Maske in ein Restaurant ein, so werden wir angesehen, als kämen wir von einem anderen Stern. Egal.
Am Rosenmontag geht es zurück nach Hause. Zu gerne wäre ich bei der großen Demo in Köln dabei gewesen, aber das schaffen wir zeitlich nicht und ausserdem müssen wir dringend die Baustelle im Wohnzimmer endgültig beseitigen und aufräumen.
Und so endet dieser Monat mit putzen und räumen und nebenbei WDR gucken. Ich bin beeindruckt von der Demo in Köln, ich bin nach wie vor geschockt von den immer neuen Nachrichten aus der Ukraine.
Und was war im Februar im Blog los?
Ich habe seit einer Ewigkeitg mal wieder was Genähtes mit Euch geteilt: Einen neuen Einkaufsbeutel-Schnitt, eine FRAU MIELKE. Und ich habe mich riesig gefreut, schon die ersten Bilder von anderen Frau Mielkes bei Insta gesehen und per Mail erhalten zu haben.
Hier geht es zum Artikel, wo Ihr die Schritt-für-Schritt-Foto-Nähanleitung findet.
Herzhaftes gab es natürlich auch.
Schnell und einfach: Möhren untereinander, ein köstlicher Eintopf mit Möhren und Kartoffeln und wer mag, mit Speckwürfelchen und Mettwurst.
Ebenfalls ganz bodenständig: Kohlrouladen mit Petersilienkartoffeln.
Und ein schmackhaftes vegetarisches Gericht: Gefüllte Muschelnudeln mit Spinat und Ricotta.
Einen Kuchen habe ich im Februar gebacken. Kurz bevor wir nach Holland gefahren sind. Deswegen habe ich ihn kurzer Hand eingepackt und als Reiseproviant mitgenommen. Durch die pürierten Bananen dadrin bleibt er lange saftig und richtig lecker.
Hier gibt es für Euch das Rezept für den Bananen-Nuss-Kuchen.
Das war also mein Februar 2022. Ein seltsamer Monat. Anfangs beherrschten noch Corona-News, Diskussionen zu Lockerungen, Auflagen zu Karneval, und und und die Nachrichten. Dann rückten immer mehr die internationalen Gespräche, Diplomatie und Sanktionen in den Vordergrund… und heute lesen und hören wir beinahe minütlich schlimme und schreckliche Neuigkeiten aus Ukraine.
Hier geht das Leben mehr oder weniger seinen gewohnten Gang, aber über mir schwebt dauernd diese schwarze Wolke. Geht es Euch auch so? Wenn ja, dann schaltet zwischendurch mal alle Sender aus, egal ob Apps, Radio oder TV. Oder informiert Euch wenigstens wohl dosiert.
Also wünsche ich Euch – trotz allem – einen schönen Dienstagnachmittag.
Liebe Grüße
Bine
7 Kommentare
Hallo Bine, ja, es ist unfassbar, was grad in der Welt los ist. Die Nachrichten sind soo schlimm. Ob wir jemals Nachrichten ohne Corona, ohne Krieg, ohne Mord und Totschlag und Verbrechen hören werden?
Hab nen schönen Tag!👋
Hallo Bine,
ja der Monat Februar hatte es in sich, schöne Momente und Trostlosigkeit lässt er zurück. Das Weltgeschehen macht sprachlos und hilflos zu gleich, außer Spenden, egal in welcher Form, heißt es abwarten. Auch hier werden ständig Coronamaßnahmen gelockert, dennoch widerspricht sich das Ganze, schaut man auf die Inzidenzwerte, die in unserem Bundesland wieder steifen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in Form von Boosterimpfung und sehr wenig Kontakte hat es uns Drei seit voriger Woche ausgewischt, wir sind an Corona erkrankt. Jeden Tag war ein anderer positiv, begleitet von grippeähnlichen Symptomen. :( Ich kann es am Allerwenigsten gebrauchen, da mein Knie eigentlich meine volle Aufmerksamkeit braucht. Jetzt ist Pause, keine Physio usw., so ein Mist. Deine schönen Einkaufsbeutel bewundere ich immer wieder, es wird aber bei der Bewunderung bleiben, weil ich nicht nähen kann. Dein Monatsrückblick war wieder mal sehr schön! Liebe Bine, passt auf Euch auf !! Herzliche Grüße, Grit.
Liebe Grit,
es tut mir wahnsinnig leid, dass es Euch nun auch getroffen hat und Du nun nicht zur Physio humpeln kannst. So ein Mist. Auch wir sind nach wie vor vorsichtig… aber ich gehe stark davon aus, dass es uns auch eines Tages treffen wird.
Alles gerade sehr bedrückend und belastend. :-(
Halt die Ohren steif! Lass Dich nicht unterkriegen und werde schnell wieder gesund!
Liebe Grüße Bine
oh jee.. renovieren ..viel Arbeit viel Dreck
da habt ihr euch ein paar schöne Tage verdient
ja.. dieser Konflickt drückt sehr auf die Stimmung
man mag es eigentlich gar nicht wissen und schaut doch immer wieder nach
ich lese nur im Net.. Fernseher bleibt aus
liebe Grüße
Rosi
Ja, Rosi, renovieren macht keinen Spaß… aber: so schön, wenn es fertig ist. :-) Und das ist es. So gut wie.
Das Weltgeschehen drückt tatsächlich auf die Stimmung! Ich lese mal hier und mal dort, versuche aber alles im Rahmen zu halten, sonst drehe ich durch.
Dir und Deinen Lieben wünsche ich alles Gute!
Liebe Grüße Bine
Ich wurde auch überrumpelt, wie schnell der Februar vorbei war. Und dann all diese überstürzten Ereignisse: Inzidenz steigt, Höchststand, Inzidenz fällt, ist aber immer noch extrem hoch, plötzlich in vielen Bereichen keine Testpflicht mehr, klar, jetzt sinkt die Inzidenz schneller und auf einmal die Aussagen, keine Tests mehr in der Schule, keine Maskenpflicht mehr am Platz, Treffen wieder möglich – und als ob mich das nicht schon allein vollkommen überfordern würde, trifft uns der Krieg. Ja uns, in Europa. Die Ukraine ist nicht weit weg. Vor 8 Jahren waren mein Mann, sein Trauzeuge, seine kleine Tochter, mein Sohn und ich schwanger mit dem Wohnmobil dort. Wir waren auf dem Friedensplatz in Kiew und haben bei der Fußball WM mitgefeiert. Wir waren in Charkiw. Wir haben dort ganz tolle Menschen getroffen. Wir haben Sightseeing mit einem Taxifahrer gemacht, der weder deutsch noch englisch sprach, und wir nur wenige Brocken russisch – und dennoch haben wir bleibende Eindrücke daraus mitgenommen. Es ist für mich unfassbar und unbegreifbar, was dort vor sich geht und warum. Es übersteigt meinen Horizont. Am liebsten würde ich (diesbezüglich) den Kopf in den Sand stecken, weil alles so verfahren ist und ich keine Lösung sehe.
ok, dafür kenne ich mich gut mit renovieren und Leben auf der Baustelle aus. Es ist so toll, wenn es voran geht und wenn man dann in den letzten Zuckungen ist und schon bald das große ganze sehen und genießen kann. Da wünsche ich dir unglaublich viel Spaß bei.
Liebe Zottellotte! Danke für Deinen laaangen Kommentar. Ich kann das alles gut nachvollziehen, Deine Gefühle, Deine Eindrücke. Es ist alles schrecklich und verwirrend. Kopf in den Sand stecken, wenn das helfen würde, mache ich mit. :-/
Wir genießen dafür tatsächlich das nun fertige und schöne Wohnzimmer.
Ganz liebe Grüße
Bine