{Werbung ohne Auftrag – selbstgekauft – Buchtipp: Stay away from Gretchen}
Stay away from Gretchen – diese Mahnung schärfte die amerikanische Army nach dem Zweiten Weltkrieg ihren in Deutschland stationierten Soldaten ein. Haltet Euch von den deutschen Frauen fern! Geht keine Beziehung zu ihnen ein!
Tom Monderath, ein beliebter, berühmter und viel gefragter Nachrichtenmoderator, bisschen überheblich, oft launisch, muss der Tatsache langsam ins Auge sehen, dass seine Mutter Greta immer mehr vergißt. Zwischen seinem Job als Anchorman und seinem schicken Innenstadt-Apartement, das eigentlich viel zu groß für ihn alleine ist, fährt er immer wieder in sein Elternhaus nach Porz, um sich um seine 84-jährige Mutter zu kümmern.
Gretas Lebensgeschichte.
Greta ist eine sture ältere Dame, die für ihr Leben gerne Auto fährt, die Mahnungen und Hilfsangebote ihres Sohnes mit einer Handbewegung bei Seite wischt, die sich in ihren Gedanken immer wieder in die Vergangenheit flüchtet. Nach Preusisch Eylau, wo sie mit ihrern Eltern und Großeltern und ihrer großen Schwester Fine ein ruhiges und schönes Leben führte, ihren heißgeliebten Führ*er anhimmelte, den Opa in die Fabrik begleitete… bis der Vater in den Krieg ziehen und die restliche Familie fliehen muss.
In Heidelberg finden sie eine Bleibe, leben in einer kleinen Laube, schlagen sich durch’s Leben. Greta ist ein gewieftes jungen Mädchen, dass mit kurzen Haaren und einer tief ins Gesicht gezogenen Schiebermütze, auf dem Schwarzmarkt alles besorgt, was die Familie zum Leben braucht. Dort in Heidelberg lernt sie Bob kennen, einen jungen schwarzen GI.
Und dann beginnt Tom zu recherchieren.
Als Tom in seinem Elternhaus etwas sucht, taucht ein Foto eines kleinen schwarzen Mädchens auf. Tom fängt an zu recherchieren und merkt recht schnell, dass er doch wenig über das Leben seiner jungen Mutter weiß. Viel bekommt er nicht aus ihr raus, Greta bleibt stumm, will nicht über die Vergangenheit sprechen, aber mit Hilfe seiner Kollegin Jenny schafft es Tom immer tiefer in die Vergangenheit seiner Mutter einzutauchen und die einzlenen Puzzleteile zusammen zusetzen.
Stay away from Gretchen hat mir richtig gut gefallen. Sogar der von sich selbst so überzeugte Tom war mir sympathisch. ;-) Ich bin ihm gerne gefolgt, die Geheimnisse seiner Familie und seiner Mutter Greta aufzudecken und am Ende, da habe ich ihn fast in mein Herz geschlossen.
Brown Babies – Besatzungskinder.
Gretas Leben ist wahnsinnig aufregend, zwischendurch sehr traurig und bewegend. Die Geschichte rund um die sog. Brown Babies, die während der Besatzung auf die Welt kamen und deren Mütter, die schrecklich angefeindet wurden, von denen hatte ich bis dato nichts gehört und nichts gelesen. Sie waren Kinder der Schande, wurden verstoßen, in Heime gesteckt und dann zu Adoption frei gegeben. Sie kamen auf die Welt, als die Rassentrennung sowohl in Deutschland, als auch in den USA noch gang und gäbe war. Schrecklich!
Nach Fritz und Emma habe ich Stay away from Gretchen verschlungen. Wieder so ein toller Roman! Absolute Leseempfehlung! Habt Ihr die Geschichte gelesen? Und wenn ja, hat es Euch auch so gut gefallen?
Heute sind die Kinder seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder in der Schule. Ich werde jetzt Pfannkuchenteig anrühren und dabei die Doku “Deutschlands Brown Babies – Eine ewige Suche” auf Youtube (Werbung ohne Auftrag) schauen. Ich wünsche Euch einen schönen Donnerstag!
Liebe Grüße
Bine
- dtv Verlagsgesellschaft
- Stay away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe – Roman (Die Gretchen-Reihe, Band 1)
- ABIS-BUCH
- Gelb
- Abel, Susanne (Autor)
Letzte Aktualisierung am 2024-10-20 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
11 Kommentare
Ja, habe ich als Hörbuch. In einem Rutsch an Pfingsten. Das Ende war mir allerdings etwas zu belletristisch, mainstreamig. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gut gefallen, weil es ein schweres Kapitel der deutschen Geschichte geschickt in einen flüssig geschriebenen Roman verpackt.
LG Doris
Aber deswegen – wegen des Endes – habe ich Tom doch in mein Herz geschlossen, liebe Doris! ;-))
Ja, Du hast recht: es ist ein schweres Kapitel deutscher Geschichte, aber auch amerikanischer Geschichte.
Gestern habe ich dazu noch drei kurze Dokus gesehen, da wird einem schwer ums Herz.
Liebe Grüße, Bine
Ich habe das Buch auch gerade gelesen, bzw. vorlesen lassen. Es war wirklich sehr berührend und zugleich sehr aufschlussreich. Meine Mutter stammt aus der gleichen Generation, wie Greta. Und nein, ich bin mir – fast – sicher, dass ich nicht irgendwo Geschwister habe, von denen ich nichts weiß. Aber dieser Zeitgeist in der Nachkriegszeit war schon etwas ganz besonderes.
Ich wollte zu diesem Buch auch eine Rezension schreiben, aber ich wusste nicht, wie und wo ich anfangen soll. Dir ist es perfekt gelungen.
Einen schönen sonnigen Sonntag noch!
Sabiene
Liebe Sabiene,
herzlichen DANK für Deinen Kommentar. Ja, dieser Zeitgeist war etwas besonders, oft grausames.
Mir fällt es auch nicht immer leicht, eine Rezension zu schreiben, aber dann tue ich so, als würde ich einer
Freundin davon berichten… und das klappt dann meistens ganz gut. :-)
Liebe Grüße, Bine
[…] *Das Buch von Gretchen steht bei mir auch schon auf dem Wunschzettel. […]
Liebe Bine, ich mag Deine Buchvorstellungen sehr und bewundere Dein Talent so schöne Texte über die Bücher zu schreiben. Als ich neulich nach einem neuen Hörbuch suchte, kam mir Deine begeisterte Rezension des Buches in den Sinn. Vielen Dank – ich habe das Hörbuch sehr genossen, war hineingezogen in die Geschichte und habe mit den Protagonisten mitgefiebert. Zwei wichtige Themen (Besatzungskinder und Demenz) werden in eine gute Geschichte verpackt. Mir hat das Herz geblutet als Greta so mirnichts dirnichts das Sorgerecht entzogen wurden und auch als der Gretas Vater so gebrochen aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte und die funktionierenden Strukruren der Famile so erschüttert hat, was letzlich dazu führte, dass Marie ins Heim gegeben wurde. Bei der Schilderung dieser Ereignisse wurde mir ganz deutlich, dass sich in Sachen Kinderrechte, Frauenrechte und Emanzipation in letzen Jahrzehnten eine Menge zum Guten bewegt hat. Dies Verbesserungen wurden nur erreicht, weil andere Schmerzvolles erleiden mussten und dann Veränderungen angestrebt haben. Ich freue mich auf weitere Buchempfehlungen von Dir! Aus meiner Bibliothek kann ich Dir auch einige Bücher empfehlen: Der Apfelbaum von Christian Berkel, Die Spionin von Imogen Kealy. LG, wir lesen uns, Kuestensocke
Liebe Küstensocke,
ich danke Dir vielmals für Deinen schönen und langen Kommentar! Ich habe mich darüber gerade sehr gefreut, ganz besonders auch, weil Dir meine Buch- bzw. Hörempfehlung so gut gefallen hat. Ja, es ist eine dramatische Geschichte und Du hast total recht: wir können froh sein, dass sich in den letzten Jahrzehnten so viel geändert hat!
Lieben Dank auch für Deine Empfehlungen. Die schaue ich mir gerne einmal an.
Liebe Grüße Bine
Ich bin gerade zufällig auf deinem Blog gelandet und sehr gern an deinen Buchempfehlungen “hängen” geblieben. Ich habe dieses Buch als Hörbuch genossen und inzwischen mehrmals gehört. Der banale Anfang, als Gretchen auf der Autobahn fährt und nicht abbiegen kann, ließ kaum erahnen wohin die Reise des Geschichte führt. Was mir sehr bewusst geworden ist, wir bzw. ich sehen unsere Mütter, Väter, Omas und Opas oft nur als eben diese mit verlaub in die Jahre gekommene Menschen an und gut. Die Geschichten ihrer Kindheit und Jugend, die sie zu dem gemacht haben was sie sind, mit wem sie befreundet sind oder eben nicht, was sie mögen oder eben nicht und warum, das ist uns nicht bewusst. Umso interessanter ein ganzes inzwischen verworrenes Leben mit so viel Leid, Angst, Hoffen aber auch Glück zu erleben, wie es sich nach und nach erschließt und damit auch Tom als Sohn verändert. Ich habe viele Dinge auf neue Art erfahren und eine gewisse Zeit nichts hören oder lesen können. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Inzwischen gibt es einen weiteren Roman von Susanne Abel: Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalfamilie. Wieder geht es um Tom und Gretchen und ist sehr schön zu lesen oder zu hören. Es direkt im Anschluss zu hören, wie in meinem Fall, hat mir den Abschied von “Stay Away from Gretchen” leichter gemacht. Zusammen mit dem “Gesang der Flusskrebse” waren es die besten Bücher der letzten Jahre für mich.
Liebe Martina, ich gebe Dir hier in allem Recht, ganz genauso ist es. Dass ein zweites Buch von Susanne Abel gibt, das habe ich schon gesehen und es steht auch bereits auf meiner Wunschliste :-)
Liebe Grüße Bine
Liebe Bine, auch hier ein großes DANKE für die Buchvorstellung! Ich hab mir in der Bibliothek grad die Fortsetzung “Was ich nie gesagt habe” geholt. Bin schon gespannt, ob es mich ähnlich fesselt ….
Liebe Grüße aus Ö
Das freut mich sehr, liebe Christine! Das zweite Buch habe ich nie gelesen… vielleicht hole ich das mal irgendwann nach?
Liebe Grüße Bine