Die vergangenen 31 Tage waren wohl die ruhigsten, unspektakulärsten, langweiligsten und gleichzeitig gemütlichsten Tage, die ich jemals erlebt habe. Was für ein Januar!
Wir waren zu Hause. Mehr gibt es kaum zu erzählen. Nun ja, ein kleines bisschen schon. Aber wenig.
Das neue Jahr startet – ach, sach bloß? – ruhig. Wir feiern nicht, wie in den letzten Jahren mit Freunden, Musik, Likörchen und einem Mitbring-Buffet, bis in die frühen Morgenstunden, sondern zu viert.
Es gibt Raclette, wir spielen Sky-Jo, Jenga und tanzen. Als wir die Musik volle Kanne aufdrehen, habe ich schon Panik, dass die Nachbarn denken, wir würden eine Party feiern und das Ordnungsamt rufen. Nein, das würden sie niemals tun.
Um 24 Uhr gehen wir mit Wunderkerzen auf die Straße und freuen uns wie Bolle, ein paar Nachbarn zu sehen. In einem riiiesigen Kreis stehen wir da, lachen uns zu, prosten uns zu, schunkeln ein kleines bisschen. Mir geht das Herz auf. Und dann gehen wir wieder rein.
Am nächsten Morgen, es ist der 1. Tag im neuen Jahr, machen wir einen Ausflug. Wir fahren nach Siegen, in die Heimatstadt meines Mannes. Er zeigt den Kindern, wo er als Kind gewohnt hat und wo er zur Schule gegangen ist. Danach laufen wir durch die Altstadt zum Schloss. Die Straßen sind wie leergefegt.
Die Tage danach sind wir zu Hause, lümmeln rum, räumen ein bisschen auf, lesen, gucken Serien.
In der Bretagne wird eine Rave Party mit 2.500 Gästen von der Polizei aufgelöst. Ich ärgere mich über diese Idioten!
Am Mittwoch, den 6. Januar treffen sich Frau Merkel und die Länderchefs und besprechen den erweiterten Lockdown, der bis zum 31. Januar gehen soll.
Es ist Mittwoch, es sind Winterferien. Eigentlich letzter Tag, aber das wurde ja schon vor Weihnachten geändert. Die Kinder haben noch zwei weitere Ferientage. Wir fahren in den Schnee, fahren von der Autobahn runter, halten an einer Landstraße und spazieren quer in den Wald rein. Winterwonderland pur.
Keine Menschenseele, keine Geräusche, nur wir vier und Mollie. Einmal durchatmen, auftanken, einen mini Schneemann bauen und ein paar Schneebälle werfen, dann fahren wir wieder heim und machen es uns gemütlich.
Es war ein toller Vormittag. Ich hatte zwar zunächst ein bisschen Angst und Gewissensbisse, weil so viele Menschen nach Winterberg zum Rodeln gefahren sind… die Presse war ja voll davon und die armen Bürgermeister dieser beliebten Regionen schon echt genervt. Da wir aber keinen Schlitten haben, wollten wir auch nicht rodeln, sondern nur für uns den Schnee genießen und das hat gut geklappt.
An diesem Tag stürmen Verrückte das Capitol in D.C.! Diese Bilder sind so erschreckend, werden wohl für immer ins historische Gedächtnis eingehen. Ganz Schlimm! Was bin ich froh, wenn der Verrückte endlich weg ist.
Am Freitag, den 8. Januar meldet das RKI 31.849 neue Corona Fälle. Ausserdem wird die Sorge um Mutationen immer lauter. Ich würde mich und meine Familie am liebsten zu Hause einschließen. Das tun wir eigentlich auch. Wir sind zu Hause. Ich koche Butter Chicken.
Ein paar Tage später ist klar, dass gegen Trump das Impeachment Verfahren eingeleitet werden soll. Twitter sperrt derweil seinen Account.
Am Montag, den 11. Januar sind die Ferien vorbei und der digitale Unterricht startet wieder. Jeden Vormittag sitzen die Kinder in ihren Zimmern und nehmen online am Unterricht teil. Zur Mittagszeit treffen wir vier uns in der Küche zum gemeinsamen Essen, dann geht’s an manchen Tagen zurück an den Bildschirm oder an die Hausaufgaben.
Die Nachmittage dümpeln vor sich hin. Wir sind zu Hause. Gehen spazieren. Alle paar Tage schicke ich ein Kind zum Glascontainer, damit sie wenigstens mal vor die Türe kommen. Dabei haben wir gar nicht so viele leere Gläser. ;-)
Bayern macht die FFP2 Maske zur Pflicht. Die tragen wir schon seit einigen Wochen. Wobei – wir – das stimmt nicht. Ich bin die einzige, die dann und wann das Haus verläßt, um im Supermarkt Lebensmittel einzukaufen. Also, ich trage FFP2 Masken schon länger und fühle mich damit auch wohler.
Am 14. Januar – meine Mama feiert an diesem Tag ihren 73. Geburtstag, allein, mit Video-Ständchen und einem von uns per Post verschickten Marmorkuchen – stimmt unser Ministerpräsident uns schonmal auf einen längeren Lockdown ein. Na gut. Ausgangssperre? Und wenn schon! Wir sind sowieso zu Hause. Ich koche Nudeln mit cremiger Tomatensauce.
Am 15. Januar meldet das RKI 1.244 Verstorbene. Noch nie sind in Deutschland so viele Corona-Tote an einem Tag registriert worden.
Mittlerweile haben wir hier auch ein bisschen Puderschnee.
Am Montag, den 18. Januar meldet das RKI 7.100 Neuninfektionen, das sind ca. 5.000 weniger, als eine Woche zuvor. Trotzdem wird am Dienstag darauf verkündet, dass der Lockdown bis zum 14. Februar verlängert wird. Okay. Wir sind zu Hause. Ich koche Maultaschen. Nicht selbst gemacht.
Eine gute Nachricht: Biden wird vereidigt. Endlich!
Und jetzt – Achtung! Am 22. Januar verlasse ich das Haus und fahre ins Einkaufszentrum. Wohooo! Wie aufregend. Ich muss in die Drogerie, um dort Nachfüllflaschen für den Soda Steam zukaufen.
Leer ist es im Einkaufszentrum. Leer. Still. Gruselig. Aber genauso soll es ja sein.
Derweil wird überall gemeckert, dass es Impfstoff-Lieferproblme gibt. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass nur noch überall und dauernd gemeckert wird. Besonders im TV. Mich zieht das runter. Muss man immer das Schlechte, das was schief gelaufen ist, die Fehler und Missgeschicke so ins Rampenlicht rücken? Ich wünsche mir etwas mehr positive Berichterstattung. Ein paar Tage später geht das so weiter, denn dann dürfen ältere Menschen einen Impftermin buchen. Es ruckelt gewaltig, die Systeme brechen zusammen, die Telefone sind überlastet. Aber: 250.000 Menschen haben einen Termin ergattert. Das freut mich für sie. Und ich freue mich noch mehr, wenn alle älteren Menschen ihre Impftermin haben.
Am 29. Januar werden Corona Mutationen in einer Kölner Kita entdeckt. Ich sitze abends auf der Couch, schaue Nachrichten und denke nur: ich verlasse nie wieder das Haus. Wir bleiben zu Hause. Wir machen Wraps.
An den Wochenenden spazieren wir meist zu fünft durch die nähere Umgebung. Hier gibt es ja so viele Seen, da haben wir noch einiges zu erkunden.
Und so neigt sich der Januar dem Ende zu. Ich bin eigentlich überhaupt nicht der Jogginghose-Typ, aber im Januar habe ich wirklich oft die olle Hundehose durch eine Jogginghose ersetzt. Nun ja, sieht ja keiner.
Manchmal treffe ich Freundinnen online. Wir quatschen, wir spielen, wir lachen. Das tut gut.
Was für ein seltsam-schöner Monat. Hin und wieder werde ich rappelig, weil ich mir so sehr wieder Normalität wünsche. Und dann genieße ich es in vollen Zügen, dass wir vier hier so für uns sind.
Noch 14 Tage, heißt es. Glaube ich nicht. Ich gehe schwer davon aus, dass der Lockdown, in welcher Form auch immer, noch weitergehen wird. Die Zahlen sind zwar wirklich etwas rückläufig… aber diese Mutationen, die machen mir ein bisschen Sorgen.
Nun noch ein kurzer Blick auf den Januar im Blog:
Es gab köstliches Butter Chicken Curry, einen herzhaften Sauerkraut-Hack-Auflauf, super schnell gemachte und sehr leckere Gemüsepäckchen und einen herzhaften Kuchen – eine Spinat-Gorgonzola-Quiche.
Ich war auch kreativ! Das habe ich mir ja für`s neue Jahr vorgenommen. Ich habe Glücksschweinchen genäht, Eislichter gemacht und Papierblumen gebastelt.
Und dann habe ich Euch noch zwei Bücher vorgestellt:
Dazwischen gab es noch, wie immer, meine 12 von 12 und ein “Dieses Jahr werde ich…”-Posting.
So. Und jetzt ist Schluss für heute. Ich wünsche Euch einen schönen und gemütlichen Abend!
Liebe Grüße
Bine
9 Kommentare
Danke Dir für deinen Rückblick.
Man vergisst schnell, was in 4 Wochen so alles passiert ist.
Vielleicht weil sich fast jeder Tag um das ‚große C‘ dreht.
Bin froh, dass ich in Rente bin und mir keine Gedanken
um mein Ein-/Auskommen machen muss und Kind in Ausbildung (Pflege) ist.
Et kütt wie et kütt.
Herzlichen Danke für Deinen Kommentar, Angelika.
Ja, es stimmt… man vergisst schnell. Ich muss mir im Laufe des Monats auch Notizen machen ;-)
Gut, dass es Dir gut geht. Ich wünsche Dir, dass das so bleibt.
Liebe Grüße, Bine
Ach, Mensch Bine, ist das alles eine Sch….Aber es hilft alles Jammern nicht. Wir müssen da durch! Ich freue mich immer auf Deine Beiträge. Bleib gesund, mach’s gut.
Ilsebilse
Ja, da müssen wir durch, Ilsebilse! :-/ Bleib auch Du gesund… und lieben Dank für Deinen Kommentar :-)
Liebe Grüße, Bine
So ein schöner Rückblick…….eigentlich bin ich ja die stille Leserin, aber jetzt muß ich doch mal in die Tasten greifen. Ich finde es toll, dass Du auch schreibst, wie Du die Zeit mit Deiner Familie genießt. Immer wird nur das Negative geschrieben und das zieht die meisten Menschen dann noch so richtig runter. Es kommt eh wie es kommt……. bei der nächsten Pandemie (die hoffentlich nie kommt)…. wären wir in vielen Dingen schlauer. Ich habe diesen Monat ein paar Rezepte von Dir nachgemacht und freue mich immer über Deine schönen Beiträge. Schicke Dir liebe Grüße, passt auf Euch auf und bleibt gesund. Sabine
Liebe Sabine,
ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar.
Ja, es geht uns wirklich gut und ja, wie genießen auch diese sehr ruhige Zeit. Ich weiß es aber auch sehr zu schätzen, dass meine Kinder mich nicht (mehr) rund um die Uhr brauchen und mein Mann und ich sind seit Jahren Homeoffice-erprobt. :-)
Ich freue mich, dass Du ein paar Rezepte vom Blog probiert hast.
Bleib auch Du gesund!
Liebe Grüße, Bine
Vielen Dank für den Blog – genau, immer nur das Negative sehen und dann darüber meckern. Ich mag es nicht mehr hören. Und wenn jetzt über die Lieferschwierigkeiten berichtet wird oder darüber, dass die Strategie von vorneherein schlecht gewählt war, frage ich mich, wo waren denn die Kritiker als das so beschlossen wurde? Und dann sage ich mir: Wie geil, innerhalb eines Jahres haben mehrere Hersteller einen Impfstoff aus dem Hut gezaubert und sind in die Massenproduktion gegangen. Ich stelle mir das Gerede vor, wenn einer schon 1Mio. Impfdosen fertig gehabt hätte und dann wäre es nicht zugelassen worden.
Hier muss einfach Eile mit Weile gelten. Klar nervt der Lockdown, aber bei dem derzeitigen Wetter will man nun wirklich nicht gern raus.
Und einen Gedanken muss ich noch dringend ausspeichern:
Russland und China haben Impfstoffe, sie verimpfen ebenfalls wie die bekloppten. Wieso hört man von diesen Impfstoffen bei uns nichts? Werden sie nur für das eigene Land hergestellt? Oder steckt da das ganze Politikum dahinter? Ich denke, hier wäre zusammenhalt weltweit gut und vonnöten.
Alle noch mal am Riemen reißen – Tee trinken und dabei die Welt retten.
LG
Zottellotte Sonja
“Hin und wieder werde ich rappelig, weil ich mir so sehr wieder Normalität wünsche. Und dann genieße ich es in vollen Zügen, dass wir hier so für uns sind.”
Jap, genauso geht es mir auch. Ich denke immer: wenn sich nur alle mal an die Regeln halten würden, wären wir der Normalität schon ein wenig näher und es wäre auch kein kompletter Lockdown nötig, aber…
Das unterschreibe ich ganz dick, liebe San.
Gerade habe ich noch im Radio gehört, dass am Wochenende ein riesen Party aufgelöst wurde. Das nervt. Wir hängen seit Wochen, Monaten zu Hause rum…
Pass weiterhin auf Dich auf!
Liebe Grüße, Bine