Ich weiß überhaupt nicht, wie dieses Buch auf meinen Kindle gekommen ist. In letzter Zeit greife ich lieber zu richtigen Büchern, aber in den Urlaub nahm ich vor zwei Monaten lieber meinen Kindle mit. Ein Reader im Urlaub ist einfach unschlagbar. Da kannste Dir zig Bücher vorher drauf laden, musst nur dieses eine kleine Gerät in die Handtasche stecken und kein Extragepäck beantragen und zahlen. Ich hatte mir ein, zwei Bücher kurz vor der Abreise drauf geladen, wusste aber auch, dass noch andere ungelesene Geschichten dort schlummerten- wo auch immer ich diese her hatte und wann auch immer ich diese gekauft und geladen hatte. Als ich meine Wunschromane durch hatte, tippte ich mich durch meine Bibliothek und stieß auf Für alle Tage, die noch kommen*- na, da wollen wir doch mal sehen, dachte ich und las los.
Schreibt Ihr Tagebuch für Eure Kinder? Notiert Ihr, welche Schuhgröße sie gerade haben und was sie jetzt gerade richtig cool finden?
Vintagebild: Gefunden in einer Flow Zeitschrift.
Melissa, süße 17, spielt die Hauptrolle. Sie steckt in einem Beziehungsdilemma. Ihr Freund will heiraten, sie ist unschlüssig. Bindungsangst nennt man das, glaube ich. Genau in diesem Moment erhält Melissa ein Tagebuch durch einen Anwalt. Das Tagebuch hatte ihre Mama für Melissa geschrieben als sie den Knoten in ihrer Brust bemerkt hatte, als sie schon wusste, dass sie sterben wird. Zwischen Briefe an ihre Tochter hat sie Rezepte notiert, die sie an Melissa einfach gerne weitergeben möchte oder, die sie zusammen früher gebacken und gekocht haben.
Als Melissas Mama erfuhr, dass sie Krebs hat und sterben wird, nahm sie ihrem Mann das Versprechen ab, dies nicht der Tochter zusagen. Sie wollte die letzten Monate mit Melissa erleben, als wäre und würde nix geschehen. In ihrem Tagebuch, in ihren Briefen öffnet sie sich ihrer nun erwachsenen Tochter und schreibt alle Gedanken und Gefühle, Ratschläge und Wünsche auf, die sie ihr gerne persönlich gesagt hätte.
Melissa erzählt zunächst niemandem, dass sie dieses Tagebuch besitzt. Sie muss erstmal selbst damit klar kommen und die Briefe ihrer Mama verarbeiten. Überhaupt muss sie eine ganze Menge verarbeiten. Erinnerungen kommen hoch, längst vergessene Ereignisse und gemeinsame Erlebnisse, werden wieder wach. Melissa lernt ihre Mama noch einmal ganz neu kennen und erfährt auch vieles über sich- denn wer kann sich schon an alle Erlebnisse aus der Kindheit erinnern?
Das Buch hat mich echt berührt. Welche Mama (und Papa!) kennt nicht diese schreckliche Frage, die immer unterschwellig in einem wühlt: Was passiert mit meinen Kindern, wenn ich plötzlich nicht mehr bin? Erstmal denkt man natürlich pragmatisch, aber es geht ja um so viel mehr. Um Gespräche und Nähe, Ratschläge und gemeinsame Erlebnisse, aber auch Streit und Auseinandersetzungen. Das alles formt und beeinflusst unsere Kinder, deren Handeln und Leben.
Irgendwann kommt das Baby-Tagebuch in den Schrank und wird vergessen.
Ich habe früher – als meine Kinder auf die Welt kamen, eine Art Baby-Tagebuch geschrieben. Kennt Ihr, ne? Da trägt man ein, wann das Baby die ersten Schritte gemacht hat, wann der erste Brei gegessen (und wieder ausgespuckt) wurde, das erste Zähnchen zu sehen war, usw. Ich habe Jahre danach immer mal wieder Notizen zwischen die Vordrucke geschrieben… bis auch das irgendwann einschlief. Und natürlich ist auch mir das passiert, was sicherlich den meisten Mamas passiert: Beim ersten Kind schreibt man mehr und fotografiert man häufiger; beim zweiten nimmt dieser Aktionismus enorm ab. Traurig, aber wahr.
Ich habe mir, als ich das Buch Für alle Tage, die noch kommen* vorgenommen, wieder mehr für meine Kinder zu notieren. Wie war eigentlich die Klassenfahrt? Wie die ersten Tage in der neuen Schule? Welche Schuhgröße tragen die Kinder gerade und auf welche Serien fahren sie gerade ab? Wann habt Ihr Eure Kids das letzte Mal gemessen? Ich habe neulich noch mit Freundinnen über’s Wachsen gesprochen und weiß z.B. gar nicht, wann ich eigentlich ausgewachsen war? Wer weiß sowas? Seht Ihr, aufschreiben!
Besonders schön fand ich die Rezepte, die zwischen den persönlichen Zeilen der Mutter stehen. Auch das sind schöne Erinnerungen für unsere Kinder. Wie macht Mama eigentlich Lasagne? Gut, meine Kinder könnten sich, wenn ich nicht mehr bin, durch meinen Blog kochen… aber ganz private Erlebnisse kann ich ihnen nur erzählen. Oder eben für sie aufschreiben.
Liebe Grüße, Bine
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9 Kommentare
So, dass Buch hab ich mir schon mal notiert. Ich bin zwar keine Mutter aber finde es trotzdem spannend.
Ich habe das Glück die Erstgeborene zu sein und tatsächlich ist das Tagebuch meiner Mutter wesentlich praller gefüllt als das meiner Geschwister. Ich hab es damals zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen.
Liebe Bine,
hui, da läuft es einem ja am frühen Morgen kalt den Rücken runter, wenn man sich darüber mal wieder näher Gedanken macht. Ich habe (als Erstgeborene, Du hast völlig Recht mit dem abebbenden Aktionismus) auch ein wunderschönes Babybuch und mehrere Fotoalben (wo natürlich auch oft meine Schwester zu sehen ist).
Viel spannender finden ich und meine Schwester aber die Geschichte unserer Großeltern, wovon leider nur noch eine Oma lebt. Und so haben wir uns von ihr zu Weihnachten vor ein paar Jahren ein ausgefülltes Buch “Oma, erzähl doch mal” gewünscht. Und was soll ich sagen, wir haben es an Weihnachten mit der ganzen Groß- Familie gelesen und Rotz und Wasser geheult. Sooo viele schöne und wirklich schreckliche (weil Krieg) Erinnerungen auch an meine Mama und ihre Kindheit, und lustiger weise auch ein paar Rezepte (Oma hat immer Königsberger Klopse für uns gekocht). Erinnerungen, die definitiv bleiben, auch wenn Oma es ja leider leider nicht immer tun wird.
Ich werde mir Deinen Buchtip definitiv runterladen und bin sehr gespannt!
Liebe Grüße nach Kölle,
Julia
Liebe Bine,
ganz lange schon lese ich still in deinem Blog mit. Du sprichst mir so oft aus der Seele!
Und nun bin ich froh, dass ich nicht alleine bin mit dem abebbenden Aktionismus. Beim 3. Kind blieb das Buch fast leer?.
Aber was ich schon seit Jahren mache, ist Lieblingsrezepte zu sammeln. Das hat angefangen, dass ich die handhandschriftlichen Zettel meiner Oma in den PC getippt habe (und die Notizen aus ihrem Kochbuch, was meine Mutter nun hat) – und das wird immer mal wieder ergänzt. Das will ich dann mal als kleines Buch für die Kinder binden lassen.
Liebe Biene,
sehr schöne Post. Danke. Das Baby-Tagebuch habe ich meinem Sohn zur Hochzeit verschenkt.
Liebe Grüße
Aurelija
Liebe Biene,
ich habe früher Tagebuch für meine Kinder geschrieben. Leider schaffe ich es heute nicht mehr. Allerdings fordert mich der Alltag bei meinen Kids (17 und 14) mit meinem Job und Haushalt (Hund nicht zu vergessen :-) – viel mehr als früher. Das hätte ich nicht gedacht. Die ersten Jahre habe ich also immer fleißig geschrieben und heute liest meine Tochter zwischendurch darin. Es ist eine schöne und wertvolle Erinnerung. Denn Vieles ist tatsächlich nach einigen Jahren vergessen. Bei mir ist es zum Beispiel völlig in Vergessenheit geraten, dass meine Tochter beim Kuscheln immer eine Hand in meinem Nacken hatte und mit meinen Haaren gespielt hat. Das habe ich jetzt wegen deine Blogposts gerade nachgelesen. Danke dafür :-)
Einen schönen Tag und liebe Grüße von Niederrhein
Natascha
Huhu Bine,
mit meiner ersten Schwangerschaft habe ich meinen ersten (geschlossenen) Blog angefangen. In dem sind alle Stationen der Kinder notiert. Vom ersten Augenblick der Wahrnehmung bis jetzt. Sprich in dreizehn Jahre habe ich in 1175 Posts festgehalten, wann der erste Zahn kam, welche Wörter die ersten waren, was sie interssierte… und eigentlich habe ich es angefangen, weil meine Eltern (im Rheinland) 600 km weit weg waren. Sie sollten mitbekommen, wie es uns bei der Familiengründung erging. Und inzwischen ist es das Tagebuch der Familie und Fotoalbum. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich hoffe, dass es bald eine schöne Art gibt, alle Posts auszudrucken und in einem Buch in der Hand halten zu können. Spätestens bei der Hochzeit der Kinder, wird es dann eine Übergabe geben. *hihi* Aber bis dahin passiert ja noch was…
Die Schuhgrößen habe ich nicht notiert, aber Rezepte auch.
Alles Liebe
Henrike
Wunderschön, ich versuche es gerade für unsere kleine Maus. Jetzt heißt es dranbleiben. Schöner Text, danke
Liebe Bine
Du glaubst nicht was ich darum geben würde, wenn meine Mama so ein Tagebuch hinterlassen hätte. Sie starb vor 6 Monaten unverhofft und es gab noch so vieles dass ich sie fragen wollte. Genau aus diesem Grund habe ich angefangen für meine Kinder ein Buch zu schreiben. Erinnerungen aus meiner Kindheit und vieles mehr. Darin sollen auch Rezepte Platz finden, oder aber ich mache extra noch ein Kochbuch mit Lieblingsrezepten. Daher muss ich das von dir empfohlene Buch wohl unbedingt lesen. Danke für deinen Beitrag.
Liebe Grüsse
Paula
Inspiriert von Deinem Post habe ich mir das Buch als Hörbuchversion gekauft. Ich hatte sehr schöne Hörbuchstunden am Wochenende und fand die Rezepte zwischendrin besonders schön und die GEschichten warum es ein “wichtiges” Rezept ist. Das Buch selber …. war mir zum Ende hin dann etwas zuviel Friede Freude Happy End. Für unbeschwerte Urlaubstage ist das natürlich perfekt, vielen Dank für den Buchtipp! LG Kuestensocke