Habt Ihr schonmal eine Stadtführung in der eigenen Stadt gebucht und tatsächlich auch gemacht? Ich könnte wetten, die ein oder andere unter Euch hat bestimmt noch in irgendeiner Schublade einen Gutschein rumfliegen. Sollte der nicht vom Liebsten selbstgemalt, gebastelt und noch nicht bezahlt sein, dann kennt Ihr bestimmt das schlechte Gewissen, dass Euch zuflüstert Na, wann wollen wir mich denn mal einlösen? Bald werde ich verfallen und dann war’s das!
So einen Gutschein hatte ich auch, allerdings war der gerade mal ein paar Wochen alt, als ich meinen Laptop aufklappte und meinem Gewissen zurief: Ich buche jetzt diese Stadtführung! Ist schliesslich alles bezahlt. Ausserdem wären unsere Freunde, die uns den Gutschein geschenkt hatten, bestimmt nicht begeistert, wenn ich ihnen in ein paar Jahren erzählen würde… Ähem, sorry, haben wir nie gemacht.
Eine Stadtführung in der eigenen Stadt – Stadtführung durch Köln
Samstag vor ein paar Wochen düsten wir vier also in die City, parkten in der Garage unterm Dom und stellten uns zu anderen Menschen, die so aussahen, als hätten sie eine Stadtführung gebucht, neben die Kreuzblume. Kölner, kennt Ihr die Kreuzblume? Dieses Betonmonster am Fuße des Domes, gleich vor dem Café Reichert? Schaut mal nach oben. Das gleiche Ding gibt’s gleich zweimal auf dem Dom.
Nachdem unsere Stadtführerin uns einmal durchgezählt hatte, ging es ein paar Schritte nach links zu den Überresten eines römischen Stadttores. In Köln stehen überall Überreste der Römer irgendwo rum, zig mal schon gesehen, aber nie genau hingeguckt.
Nach einem kurzen Ausflug in die Tiefgarage, wo ebenfalls Überreste der römischen Stadtmauer zu sehen sind – sag ich doch, überall Überreste, marschierten wir zum Römisch-Germanischen Museum. Von dort wollten wir eigentlich links die Hafenstraße runterlaufen, als ein anderer Teilnehmer nach dem Heinzelmännchen Brunnen fragte. Unsere Fühererin – spontan auf zack, so wie ich es mag – schwenkte nach rechts und nahm uns mit zum berühmten Heinzelmännchen Brunnen.
Ach, die Heinzelmännchen. Da kommen Kindheitserinnerungen hoch, schliesslich bekam ich anno dazumal das Buch zur Geschichte von Tante Resi aus Rodenkirchen zu Weihnachten geschenkt. Das muss Ende der 70er gewesen sein. Kennt Ihr die Sage der fleißigen Heinzelmännchen und der neugierigen Schneidersfrau?
Von dort ging es weiter zum Kölner Rathaus mit dessen 124 Figuren. Diese wurden in den letzten 600 Jahren immer mal wieder erneuert und aufgestockt, denn die Kölner haben’s nicht so mit der Witterung. Bauen für die Ewigkeit ist nicht ihre Kernkompetenz. Um den Ratsturm herum versammeln sich allerhand namhafte Menschen, die irgenwann irgendwas mal mit Kölle zu tun hatten. Zum Beispiel Konrad Adenauer oder Nikolaus August Otto. Joseph Kardinal Frings oder die Heilige Ursula stehen dort oben. Kennt man in Köln alle, irgendwie.
Über den Alter Markt, wo wir einen Blick auf den Kallendresser, eine Bronzefigur, die ihre Notdurft in die Regenrinne verrichtet, warfen, ging’s vorbei am Jan von Werth Brunnen.
Seiner Griet war es in diesem Sommer bestimmt so heiß, wie uns. Deswegen hat ihr jemand offensichtlich ein paar Schwimmflügelchen da gelassen, falls sie im Brunnen ein Bad nehmen möchte.
Natürlich statteten wir auch den zwei Kölschen Originalen Tünnes und Schäl einen Besuch ab und natürlich strichen wir dem Tünn einmal über die Knollennase. Bringt schliesslich Glück.
Kurz darauf standen wir schon im Martinsviertel auf dem Fischmarkt. Hier florierte im 13. Jahrhundert der Verkauf von Fisch. Die Kölner – klug und listig, erließen nämlich, dass die auf dem Rhein transportierten Waren und Güter drei Tage lang den Kölner Bürgern zum Verkauf angeboten werden mussten. Der Fisch, der hier verkauft wurde, stammte meist aus Holland.
Heute ist dieses Motiv – die bunten und nach dem Krieg wieder im alten Stil errichteten Häuschen vor Groß St. Martin – wahrscheinlich das bekannteste, nach Dom und Hohenzollernbrücke.
Vom Fischmarkt ging’s entlang des Rheins hoch an der Philharmonie vorbei zur Hohenzollernbrücke. Ist das nicht der Platz, der sonst immer abgesperrt ist? Richtig, mein Sohn! Und weißt Du auch, warum? Wißt Ihr es?
Das ist Kölner Irrsinn: Die Philharmonie liegt unterirdisch unter dem Heinrich-Böll-Platz. Die Geräusche, die Menschen beim Gehen, beim Koffer-hinter-sich-herziehen oder beim Skaten verursachen, sind in der Philharmonie darunter zu hören und deswegen wird der Platz bei Konzerten, Proben oder Aufnahmen seit Jahren mehrmals am Tag gesperrt. So ungefähr 1.000 mal im Jahr. Und immer steht Wachpersonal am Rande des Platzes und verweist die Touristen an den Rand. Unglaublich, aber wahr! An diesem Tag fand gerade nix in der Philharmonie statt, deswegen durften wir kreuz und quer über den Platz laufen.
Auf der Hohenzollernbrücke, mittlerweile auch die Schlossallee für Verliebte genannt, sind seit meinem letzten Besuch einige Liebeschlösser dazugekommen. Es wird immer mal wieder drüber gesprochen, dass die Schlösser weg müssen, denn sie verursachen Rost an der guten alten Brücke. Aktuell habe ich nix davon gehört. Finde ich gut, denn ich mag die vielen Liebesbeweise.
Auf der anderen Seite des Rheins ging’s dann zum krönenden Abschluss auf den Triangel Turm rauf. Darauf hatte ich mich den ganzen Tag gefreut, schliesslich gibt es den KölnTriangle, wie er offiziell heißt, bereits seit 2005 am Ottoplatz und ich war noch nie dort oben.
Man hat einen wahnsinns 360° Grad Blick bis über die Stadtgrenzen hinaus. Schön wär’s, hätten die Architekten mal dran gedacht, kleine Öffnungen für Fotografen in die Fenster einzulassen. So eine Spiegelung im Bild könnte auch als Kunst durchgehen, aber ohne wär’s doch schöner.
Hier der Blick auf die KölnArena, ach, nee, die heißt ja LanxessArena, ach, sagen wir einfach Henkelmännchen:
Hier Dom mit Musical Zelt – welches ja damals nur vorübergehend und provisorisch errichtet wurde. Das Vorübergehend und Provisorisch ist jetzt schon ungefähr 20 Jahre her. Ach, Kölle, ich mag Dich.
Auf jeden Fall finden dort immer wieder tolle Musicals für einen bestimmten Zeitraum eine Spielstätte. Ich habe dort schon Gaudi, Jekyll & Hyde, Saturday Night Fever (ca. 20 mal), Grease, We will rock you und Bodyguard gesehen.
Und da gaaaanz hinten wohnen wir.
Damit endete unsere Stadtführung durch Köln..
Es ging zurück über die Hohenzollernbrücke, vorbei an der Dombauhütte, die an einen urban jungle erinnert, zum Parkhaus.
Auch wenn ich das meiste schon kenne und auch viele Sagen und Verzällche rund um Kölle schon gehört habe – es gab noch einiges Neues für mich. Den Kindern hat’s übrigens auch großen Spaß gemacht und mit einem kurzen Eisdielen-Stop zwischendurch, konnten wir die müden Füße auf wundersame Weise auch wieder fit machen.
Bei unseren Freunden haben wir uns schon herzlich bedankt, dass sie uns diese schöne Stadtführung durch Köln geschenkt hatten – Euch kann ich nur ans Herz legen: macht mal eine Stadtführung durch die eigene Stadt. Das ist echt toll!
Leev Jröß, Bine
-> Hinweis: dies ist kein Kooperationsposting! Wir haben die Stadtführung durch meine Lieblingsstadt Köln aus einer rein privaten Motivation gemacht. Der Gutschein dazu wurde uns von Freunden aus privaten Gründen geschenkt.
7 Kommentare
So schöne Bilder, da bekommt man wirklich Lust auf einen Ausflug ?
Guten Abend Bine,
vielen Dank für die schöne und interessante Stadtführung durch Köln. Auch wir haben schon eine Stadtführung in der eigenen Stadt bzw. auch in den Städten in der näheren Umgebung gemacht. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und wird nie langweilig.
Herzliche Grüße von Grit.
Sehr schöne Bilder. Da werden Erinnerungen wach. Vielen Dank für die tollen Impressionen und liebe Grüße mittlerweile aus dem Rheingau (also immer noch am Rhein) Iris
Ganz klasse Fotos!!!
Köln ist immer einen Besuch wert. Habe lange da gelebt und komme immer wieder zurück.
LG Doris
Oh, jetzt hab ich Heimweh… <3
Hey Bine,
wie schön. Ich bin ja zur BLOGST das erste mal in Köln und habe meine Anreise extra etwas früher geplant, so dass ich ein klitzebisschen von der Stadt sehen kann. Ich werde hier auf alle Fälle noch einmal deine Köln Tipps durchforsten, freue mich aber jetzt schon wie Bolle darauf.
Happy Wochenende, Tobia
Hallo Bine, ich bin Roberto, ein Fotofan aus São Paulo, Brasilien, und war vor zwei Wochen in Köln. Ich gratuliere dir zu deinen sehr schönen Bilder; bei meinem nächsten Besuch werde ich deine Tips folgen. Ich mag sehr gern, meine Bilder mit einer detaillierten Beschreibung zu identifizieren, dazu habe ich eine Frage: weisst du wo ich die Bedeutung der Zeichen an den Fischmarkt-Fassaden finden kann? Ich habe schon lang gesucht aber nichts gefunden. Zum Beispiel, am gelben Häuschen links sieht es wie eine Art Harpune aus, es muss bestimmt irgendwo eine Klärung von diesen Zeichen geben…
Vielen Dank, mit schönen Grüßen aus São Paulo.