Edith ist irgendwie nicht ganz dicht. Sie ist Mitte 40, arbeitet als Sachbearbeiterin bei einer Kölner Versicherung, lebt allein in ihrer stets aufgeräumten Wohnung. Regelmäßig trifft sie ihre herzlose und bösartige Mutter, die ihr bei jedem Treffen nur Vorhaltungen macht.
Ansonsten pflegt Edith keine persönlichen Kontakte. Engere Beziehung hatte sie noch nie. Weder zu einer guten Freundin, noch zu einem Mann.
Die Phantasie der Schildkröte | Judith Pinnow*
Edith hat einen Haufen Spleens, die ihr Halt und Struktur geben. An Hand eines roten Fadens navigiert sie sich selbst durch den Tag, durch ihr ganzes Leben.
Jeden Morgen hat sie ein ganz klares Frühstücksritual. Sitzt sie auf dem Klo zählt sie immer die Fliesen. Sie hat Montagsschuhe, Dienstagsschuhe, Mittwochsschuhe,… . Sie isst jeden Mittag in der Kantine Vanillejoghurt und ist am Boden zerstört, wenn der mal aus ist.
Eines Tages bleibt sie im Aufzug stecken. Mit ihr, in der kleinen Kabine, steckt ein quirliges kleines Mädchen, dass sich selbst Schneewittchen nennt, fest. Edith ist völlig überfordert, versucht Schneewittchen zu ignorieren, weiß nicht mal, wie man mit einem Kind sprechen soll.
Aber Schneewittchen ist hartnäckig. Sie verwickelt Edith in ein Gespräch, fordert sie heraus, nimmt sie buchstäblich an die Hand und gibt gibt ihr eine Aufgabe. Und damit beginnt dieses wunderschöne moderne Märchen.
Mit jeder Aufgabe, die Schneewittchen Edith stellt, wächst Edith über sich hinaus. Ihr Leben verändert sich – langsam aber stetig. Plötzlich treten Menschen in ihr Leben, werfen alles durcheinander, dringen in ihre streng sortierte und aufgeräumte Wohnung, bringen ihr Schuhragel durcheinander, was Edith völlig aus der Bahn wirft. Sie lernt die alte Dame aus Parterre kennen, schließt Freundschaft mit einer Kollegin. Das alles läuft natürlich etwas chaotisch ab, Ediths Leben rast wie eine Achterbahn hoch hinaus und dann wieder ganz weit runter, aber es läuft. Irgendwie.
Anfangs versucht sie sich dagegen zu wehren, findet gleichzeitig aber auch Geschmack an diesem neuen Leben. Und darum geht’s: Um Selbstfindung und Ängste, um Zwänge und Zuversicht, um Vertrauen und die Möglichkeiten, die das Leben bietet, wenn man nur ein bisschen offen für Veränderung ist.
Der Schreibstil von Judith Pinnow ist flüssig, läßt sich super lesen. Ich habe viele Male geschmunzelt, war aber auch zwischendurch mal bedrückt. Besonders gut gefiel mir, dass die Geschichte in Köln spielt- aber das nur nebenbei. Die Menschen, die in Ediths Leben treffen, haben alle ihre eigene Geschichte, tragen ihr persönliches Päckchen. Da muss man schonmal die Zähne zusammen beißen. Oder handeln. Oder die eigenen Wünsche über Bord werfen.
Die Auflösung der hat mich am Ende etwas getroffen. Ich war vielleicht etwas blauäugig, obwohl ich schon lange vorher ahnte, dass das irgendwie alles nicht sein kann. Was genau da vor sich geht, das verrate ich Euch natürlich nicht. :-)
Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue (Ferien-)Woche!
Liebe Grüße, Bine
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6 Kommentare
Das Buch ist mir schon alleine deshalb auf Anhieb sympathisch, weil Phantasie noch mit ph geschrieben wird – das schau ich mir mal an ;-)
LG Tina
Das Buch habe ich derzeit im CD Player ;-)
Herzlichst Ulla
Hallo Bine, na dass hört sich aber interessant an und auf den Schluss bin ich gespannt. Das Buch ist gleich auf die Wunschliste gehüpft. LG, Birgit
Hört sich wirklich gut an . Habs gerade bestellt und da ich in einer Woche im Urlaub am Strand bin ist es genau das richtige . Danke
Gruss Sabrina
Das klingt gut :)
Kommt auf die Weihnachtswunschliste ;)
Danke für den Buchtipp, das hört sich echt gut an! Werd ich mir auf jeden Fall mal überlegen, ob ich es mir hole! :) Aber in letzter Zeit les’ ich eigentlich eher weniger.. leider.
Schöner Beitrag! :)
Ganz liebe Grüße und noch eine schöne Restwoche,
Filiz von http://www.filizity.com