Meistens stolpere ich beim Lesen eines Romanes über sie. Dann bleibe ich kurz hängen, freue mich, schmunzle, staune, versuche sie mir zu merken oder tippe sie in meine Handynotizen und lese dann weiter. Ich mag schöne Worte. Am liebsten mag ich Worte, die nicht mehr oft gebraucht werden. Wählscheibe zum Beispiel. Oder Haudegen. Aber auch Worte, die in meinen Ohren schön klingen, die auf der Zunge zergehen oder einfach nur eine bestimmte Empfindung wach rufen. Seelenfutter. Gummitwist. Kittchen, Kokolores, Kaiserwetter.
Während bei mir das Wort “Morgentau” ein schönes, herbstlich-gemütliches Gefühl auslöst, läßt es andere vielleicht völlig kalt. Während ich beim Wort “Hupfdohle” an meinen Papa denken muss, der das Wort schonmal gebraucht, haben andere überhaupt keine Beziehung zu diesem Wort. Das Wort “Strohschindeln” kam neulich in einem historischen Roman vor. Ich habe es gegoogelt und eigentlich gibt es das Wort gar nicht, aber ich hatte trotzdem sofort eine Vorstellung, ein Bild vor Augen, als ich es las. Ein kleines Dorf, dicht gedrängte windschiefe Häuser, ein Brunnen in der Dorfmitte, Menschen, die ihre Karren durch den Schlamm ziehen und ihre Waren feil bieten. Die Häuser gedeckt mit Strohschindeln.
Alles papperlapap, mögen machen denken! So ein Humbug. Ja, das mag sein. Es ist ein Tick von mir, aber ich kann damit ganz gut leben. :-)
Im Dezember 2013 habe ich hier schon einmal über meine schräge Wort-sammel-Angewohnheit geschrieben und seitdem viele viele Rückmeldungen und Kommentare bekommen. Sogar noch in diesem Jahr, knapp vier Jahre später.
Vor einigen Wochen war ich bei Boesner um neue Aquarellnäpfchen zu kaufen. Dabei sah ich zufällig die Ecoline-Farben* und nahm vier Töpfchen mit nach Hause. Am gleichen Abend setze ich mich auf die Terrasse (da war noch Sommer) und malte ein bisschen drauf los. Irgendwann schrieb ich die ersten Worte.
Die Blätter füllten sich und dann suchte ich mit dem Handy mein Posting aus 2013. In den Kommentaren haben viele Leserinnen nämlich ihre Lieblingswörter aufgeschrieben und mit denen habe ich dann ein bisschen Schönschrift geübt. Murmel. Rosenduft. Zuckersüß.
Entstanden ist mal wieder eine Sammlung schöner Worte. Hainbuchen. Blümerant. Mamsell. Pampelmuse. Milchzahn. Schneekönig. Liebestrunken. Schlingel. Blütenregen.
Die Farben sind übrigens toll. Man kann mit ihnen so wunderbar Verläufe zaubern. Von gelb zu grün, zu blau. Oder von rosa zu gelb, zu grün, zu lila. Man benötigt eigentlich kein Wasser- höchstens, um den Pinsel auszuwaschen und, um mit einer ganz neuen Farbe zu starten.
Mein Schöne-Worte-Sammlung wird größer und ich frage Euch heute erneut: Habt Ihr Lieblingsworte? Worte, deren Klang Euch erfreut, die Euch an eine bestimmte Situation erinnern, die Ihr nutzt, auch wenn sie total altbacken sind? Ein Kommentar von Euch wäre formidabel, sensationell, fast schon märchenhaft! :-)
Liebe Grüße, Bine
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37 Kommentare
Ah wie wunderschön – ich mag auch Schöne Worte. Ganz spontan fällt mir Schlitzohr ein. Und ich mag schöne Schreibwarenläden und richtig gute Buntstifte und gutes Papier… und deinen Blog… hach ????
LG Petra
Ich find die Idee wunderbar! Schöne Worte sind toll, mir fällt dazu grad “Liebe” ein. Für mich das schönste Wort! Oder “herzallerliebst”, auch “zauberhaft”. Hach, wenn man sich da so Gedanken drüber macht, dann sind die kleine Dinge wirklich jene, die das Leben so richtig lebenswert machen.
Oh ja!!!! Lieblingsworte gibt es.
Erst gestern bin ich über eins gestolpert, dass mich schmunzeln lies. Ich habe etwas über Knigge gelesen und das er eigentlich gar keine Benimmregeln aufgestellt hat sondern nur Verhaltensregeln. Unteranderem für “Schurken”. Was ein herrliches Wort. Oder “Schelm”. Oder “Banause”.
Außerdem mag ich das Wort “zuckerschön” total gerne. Ja, ich weiß. Eigentlich ist das gar kein richtiges Wort. Aber es hilft bei vielen Beschreibungen. Mir zumindest.
Liebste Grüße von der Schääl Sick,
Jacqueline
P.S.: Paraplü, und Plümo sind ganz wunderbare kölsche Worte. :)
Was für eine wundervolle Idee, schöne Wörter sammeln. Ich werde direkt ein Notizbuch suchen und damit anfangen! Danke für die tolle Anregung!
Ich habe, dank der Kinder, begonnen alternative Wörter zum fluchen zu suchen :) Sowas wie hollazock, mistbock, mistkram, ach du liebes Lieschen, sapperlott usw. Ein paar gehören irgendwie auch zu den schönen Wörtern bzw. zu den Wörtern, die kaum noch benutzt werden.
Lieben Gruß | Barbara
Ich glaube, das ist das erste Mal dass ich Eiskrem in dieser Schriftweise tatsächlich verwendet sehe.
Lg Carmen
ich mag sehr das Wort Mutschekiebchen sehr. UNd freu mich total dass es meine Tochter jetzt auch verwendet:-)
Dein Blog gefällt mir sehr.
Liebe Grüße
Flaps
Wunderbar! Ich bin ja auch so eine Wörtersammlerin und bin immer begeistert, wenn die Kinder auch gern mal ungewöhnliche Wörter benutzen. Wir haben am WE mal wieder die wunderbare Augsburger Puppenkiste mit Jim Knopf gesehen und jedesmal freue ich mich über die herrlich altmodische Sprache. Mein Lieblingssatz: “Eine verdrießliche Angelegenheit!” Verdrießlich- tolles Wort!
Und ich mag natürlich die Berliner Schnauze wie Flitzpiepe oder Fatzke.
LG Ute
PS: über die EisKREM bin ich auch gestolpert, würde intuitiv immer EisCREME schreiben…..
Alte Farbbezeichnungen liebe ich: Mauve, Taubenblau, Lindgrün, Scharlachrot, Isabellenfarbig.
Worte, die sofort bei mir Assoziationen wecken: Himmelsstürmer, Luftschiffer, Weltenbummler.
Alte Kosenamen wie Marjellchen, Trinchen, Frauenzimmerchen.
Eine schöne Idee, diese Schätze in einem Heft zu sammeln!
LG Indina
Ist das schön. Wunderschön. In Schönschreiben gibt es von mir für dich definitiv eine 1 mit Sternchen
Oh, schöne Wörter sind etwas Wunderbares! Ich nutze gern “unmoderne” Expemplare wie zum Beispiel: dubios, putzig oder Glücksritter. Lichtspielhaus finde ich auch ziemlich gut, aber es anstatt Kino zu verwenden sorgt nur für irritierte Blicke. :D
Viele Grüße
Sarah
Ich komme gerade aus Südtirol zurück und fand auf der Hotelrechnung das Wort “Konsumationen”, für all das, was wir uns “zwischen die Kiemen” geschoben haben. “Crusty”wurde in der Familie jemand liebevoll genannt, dessen Haut schuppte und wer als Bursche “keck” war, der getraute sich was zu. Mich hat im Urlaub der “Wasserfall” geradezu berauscht, der unbedingt an meinen Füssen lecken musste. Brrr, eisigkalt in den Bergen, doch so erfrischend, da war ich schlagartig putzmunter! Marijellchen werde ich liebevoll gerufen, wenn etwas meine Aufmerksamkeit so sehr beansprucht, das ich kaum davon los zu eisen bin!
Was für eine tolle Idee und eine noch viel schönere Ausführung!
Meine Oma hat oft ‘Mach kää Fisimatenten!’ genutzt oder ‘Reitschul (e)’ für Karrusell. Ich mag auch das lautmalerische ‘klitzeklein’ gerne. Ab jetzt werde ich auch sammeln, dankeschön für die prima Anregung! Liebe Grüße
So viele schöne Worte in wunderschönen exorbitanten Farbverläufen. Ich mag zum Beispiel gern wenn mein Kleiner so Wörter sagt wie Trottoir, Canapee, Kehrwisch, dremslig, gwamped, Hennadäpperla, neijucka, Lätscha, sapperlott … ach und das mitten in Franken :-). Meist wird er nur verständnislos angeschaut … Liebe Grüße von Ingrid, die sich jetzt aufs Canapee begibt um schönen Wörtern nachzuhängen …
Ich freue mich an Deiner Sammlung der schönen Worte. Schöne Worte mag ich auch.
Mir fallen folgende ein: Friedfertigkeit, Sanftmut, Langmut, Nachsicht, Wohlwollen, Ehrenwort, Mannequin, Applaus, Augenweide, Ohrenschmaus und Wohlgeruch, hocherfreut und wohlfühlen. Schade, dass einige davon in Vergessenheit geraten sind.
Schön finde ich auch Worte, bei denen der Klang dem entspricht, was diese Worte ausdrücken. Da denke ich z. B. an klirren, rumpeln, summen und Knospe.
Liebes Grüßle, Brigitte
Liebe Bine,wieder einmal herrlich zu lesen.Ich mag alte Worte sehr wie “Schelm”und “Tunichtgut”…Worte können die Seele streicheln oder dir ein Messer in den Rücken kagen.Wie machtvoll Worte sein können finde ich faszinierend.
Hab eine schöne Woche.
Lieber Gruß
Nicole
Etepetete. Possierlich. Sammelsurium.
Ich sammle auch :-)
Hallo liebe Bine,
ich mag auch schöne Worte – auch wenn ich nicht so eine wunderbare Schrift habe ;o))
Falbe ist so ein Wort….oder pillepalle….oder auch mimimimi (was ja gar kein Wort ist aber doch ausdrückt, was gemeint ist….fününününü geht auch in die Richtung ;o))
Liebe Grüße
Beate
Liebe Bine,
ich kann dich sehr gut verstehen! Ich hatte auch einmal ein Büchlein, in das ich meine Lieblingsworte geschrieben habe. Ich frage mich gerade, warum ich damit aufgehört habe… Ich sollte wieder damit beginnen. Denn so schöne Worte wie Sehnsucht, Melancholie, Herzschmerz, Freudentaumel oder auch Tagtraum sind geschrieben gleich noch mal schöner.
Danke für diesen schönen Post!
Liebste Grüße von Martina
Hej, eins meiner Lieblingswörter ist Anminaaschlupferle, ein Kosewort (!) für das jüngste Kind in der Familie.
Liebe Grüße, maria
Schattenboxer, Stirnkuss, Wankelmut, emsige Betriebsamkeit – und noch soviele mehr. Besonders vergesse, alte und selten gebrauchte Wörter haben ihre ganz eigene Wirkung und mehr Aussagekraft.
Da liegen wir auf einer Wellenlänge. Auch ein schönes Wort :-)
Liebe Grüße
Sandra
Butzenglas und Besuchsritze
sind meine Worte die ich zum besten geben kann
Almut
“Königskinder” fällt mir da spontan als schönes Wort ein. Das hat mir heute morgen eine Freundin geschrieben mit der ich gestern immer wieder aneinander vorbei telefoniert habe. Erreicht habe wir uns bis jetzt immer noch nicht:)
Hupfdohle kenn ich auch.;)
Manchen Wörter tauchen plötzlich auf und dann manchmal vermitteln sie ein Gefühl. Lugen finde ich ein merkwürdiges Wort. LG carlinda
Was für eine schöne Idee und die Farben sind ja auch toll. Ich mag das Wort “Regentropfenlachen” sehr, das tauchte mal vor Jahren in einem Buch auf. Den Titel weiß ich nicht mehr, aber dieses tolle Wort ist geblieben.
Wir waren gerade für ein paar Tage in NRW. Und wie das so ist, wenn man mit Kindern unterwegs ist, brauchten wir mal einen Feudel. Wir wurden nur fragend angeschaut und mit fiel auch partout kein anderes Wort für “einen Lappen zum Boden aufwischen” ein – Wischmop wäre wohl eine gute Alternative gewesen ;)
Deine Wörtersammlung finde ich grandios und deine Schrift mit den Farbverläufen einfach nur bezaubernd!
Liebste Grüße
Beim nächsten Mal einfach das Wort “Lappen” ausprobieren. :-)
Mir fällt dazu burschikos, spitzbübisch, phänomenal und Lüt ein. Meine Oma hat früher immer Lüt zu mir gesagt, Das Wort benutze ich auch heute noch recht häufig. Hier sind ja schon viele tolle Wörter zusammen gekommen :-) Und deine geschriebenen Worte sehen wunderschön aus Bine!
LG Janina
unterdessen, Schlendrian, Einfalt(spinsel), Widergänger, taubenblau, Liebeslaube, Gelächter, Windhauch, freilich, derweil…
gestern ist mir gerade Fiesimatenten untergekommen. Das hat meine Mutter immer gesagt. Das mag ich auch sehr!
Ich mag das Wort ‚ZUNEIGUNG‘ sehr…
Gruß
Karsten
Ich suche selbst momentan nach schönen Worten und habe hier schon einige schöne gefunden die ich gerne in meine Sammlung aufnehme!
Tolle Idee! Ich habe grade eben darüber kurz nachgedacht und festgestellt, dass ich Tausendsassa total mag :) Ich werden mir auch eine Sammlung schöner Worte (und auch Sprüche, was mir soeben eingefallen ist) machen und sie als Poster an die Wand in meinem Arbeitszimmer hängen.
Wir verwenden selten so schöne Worte im Leben. Ihre Idee, solche Bilder aus Worten zu erstellen, ist so wunderbar wie ein Regenbogen. Vielen Dank für deine Offenbarung.
Ich mag Worte wie Kinkerlitzchen, Wonneproppen, sapperlott und blümerant und viele mehr …
Was für eine schöne Sammlung an Worten. Ich könnte fündig werden und gebe euch zwei die aus meiner Sicht noch fehlen:
Cassiopeia, Schwubbeldiewups und Nepumuk.
Liebe Grüße Andreas
Auch sehr schön Worte, Andreas. Danke dafür!
Toll. Ich habe den selben Tick. Ganz spontan – Pustezauber, Glücksklee und Salzwasserliebe. Und ich mag das Wort konfetti:)