So langsam wird es Zeit, dass ich eine Liste meiner liebsten Bücher 2015 zusammen stelle. Blöderweise habe ich gerade festgestellt, dass ich meine Leseliste in diesem Jahr sehr schlampig geführt habe. Glücklicherweise schreibe ich einen Blog. Der hat mir schon ziemlich oft aus der Patsche geholfen. Zum Beispiel, wenn mich Freundinnen fragen, welches Buch im empfehlen könnte. Oder, wenn ich ein Rezept nicht ordentlich abgeheftet habe. Dann google ich meinen eigenen Blog und finde Lesetipps und Rezepte und Nähanleitungen und sowas. Aus sicherer Quelle weiß ich, dass andere Bloggerinnen das auch so machen. Scheint normal und legitim in Bloggerkreisen zu sein. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur am Alter.
Bevor ich also mal wieder meine eigenen Rezensionen googlen muss, was ich denn so in 2015 gelesen habe, um daraus wiederum eine Hitliste zu erstellen, muss ich heute noch zwei Empfehlungen los werden. Leseratten, aufgepasst:
Das Institut der letzten Wünsche*: Statt ihr Arztstudium zu Ende zu bringen, schmeisst Mathilda alles hin und arbeitet im Institut der letzten Wünsche. Wie der Name schon vermuten läßt: Mathilda und ihre Chefin Ingeborg erfüllen Menschen, die in naher Zukunft sterben werden, einen letzten Herzenswunsch. Schnee im Hochsommer, ein Konzert der längst verstorbenen Callas, ein letztes Mal zum Mittelmeer fahren (was in Wirklichkeit die Nordsee ist), Riesenrad in einem schon lange stillgelegten Vergnügungspark fahren, usw.. Nichts ist für die beiden unmöglich. Sie füllen Formulare aus und kümmern sich.
Eines Tages kommt Birger ins Institut. Er wünscht sich, vor seinem Tod, noch einmal seine große Liebe Doreen und ihr gemeinsames Kind, welches er nie zu Gesicht bekommen hat, zu sehen. Mathilda stürzt sich in die Arbeit, läßt Plakate drucken und fragt Leute aus, die Doreen gekannt haben müssen. Nebenbei kümmert sie sich um andere Sterbende, aber Birgers Wunsch steht ganz oben auf Mathildas To Do Liste. Dabei möchte sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn Mathilda hat sich in den hageren Mann mit der wüsten Frisur verliebt.
Kurz bevor Mathilda Doreen findet, dachte ich- okay, das war’s jetzt. Was soll noch groß passieren? Da hatte ich nicht die Rechnung mit Antonia Michaelis gemacht, die die Gabe besitzt, Geschichten immer wieder neue Wendungen zu geben, deren Protagonisten vor Geheimnissen bald platzen, die den Leser immer wieder auf’s Glatteis führt. Sie ist eine Geschichtenerzählerin, was sie schon in ihrem Roman Der Märchenerzähler unter Beweis gestellt hat. Übrigens auch eine ganz tolle Geschichte!
Mathilda und Ingeborg werden noch viele viele Steine in den Weg gelegt, aber sie kämpfen für ihr Institut und für die alten Menschen, die allesamt liebenswert und voller Altersweisheit sind.
Eine schöne Geschichte, die ein bisschen zum Träumen einlädt. Obwohl es durchweg ums Sterben geht, empfand ich sie als schön und herzerwärmend.
Sternschanze*: 1999 habe ich das erste und letzte Mal von Ildikó von Kürthy ein Buch gelesen: Mondscheintarif. Als ich auf der Suche nach einem neuen Buch war, fiel mit Sternschanze ins Auge. In guter Erinnerung an Mondscheintarif dachte ich nicht lange nach und kaufte. Ich hätte nicht so lange warten sollen, denn auf von Kürthy ist Verlass. Frauenroman, Liebesgeschichte, Liebeskummer, lachen, kurzweilig, viele Klischees, nette Unterhaltung!
Nici macht einen großen und ziemlich blöden Fehler! Sie führt ein Luxusleben, treibt sich- auf Grund ihres höchst erfolgreichen Mannes- nur in den allerbesten Kreisen rum, hat einen Personal Trainer, wöchentliche Termine im Nagel- und Wachsstudio, läßt sich ihren Einrichtungsgeschmack von einer Wohnexpertin vorschreiben und ißt kaum bis gar nichts, damit sie rank und schlank bleibt. Sie findet dieses Leben scheiße und nimmt sich zur Abwechslung und Zerstreuung einen Liebhaber.
In der Silvesternacht kommt es zum Eklat. Von jetzt auf gleich wird sie aus ihrem schicki-lacki Leben katapultiert und muss sich neu sortieren. Sie lernt neue Leute kennen, sucht sich einen Job, trifft immer mal wieder auf ihre reichen Exfreundinnen und regelt nebenbei die Beziehung zu ihrem Liebhaber. Wie die Geschichte endet, ist ein bisschen absehbar, aber das hat mich nicht gestört. Sie ist kurzweilig, zwischendurch schreiend komisch und voller Klischees. Eben ein Frauenbuch. Ich darf jedoch an dieser Stelle erwähnen, dass auch mein Mann zwischendurch herzhaft lachen musste, als ich ihm vereinzelt Passagen vorgelesen habe. Also doch nicht nur ein Frauenroman.
Ich wünsche Euch einen schönen und nicht all zu stürmischen Mittwoch! Ran an die Schmöker!
Liebe Grüße, Bine
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1 Kommentar
Morgen!
Auf den Roman von Ildiko von Kürthy hast du mir richtig Lust gemacht. Aber bei Antonia Michaelis bich ich – so leid es mir tut – immer noch sehr skeptisch. Der Märchenerzähler hat mir überhaupt nicht gefallen! Irgendwie hört sich auch dieser Roman märchenerzählermäßig an… Kann man die denn vergleichen, was denkst du?
Viele Grüße, Anne