Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann ich das Tagebuch der Anne Frank gelesen und den gleichnamigen Film gesehen habe. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Ich weiß aber, dass mich die Geschichte dieses Mädchens damals sehr bewegt hat und ich glaube, dass sie die Inspiration für mich war, damals ebenfalls wie eine Weltmeisterin Tagebuch zu schreiben. Schon bei meinem ersten Besuch 2008 in Amsterdam hätte ich zu gerne das Anne Frank Haus, in dem sich die Familie Frank, Familie Pels und Fritz Pfeifer während des zweiten Weltkrieges versteckt hielten, angeschaut, jedoch schreckten mich die langen Menschenschlangen, die sich auf der Prinsengracht, über die Westermark um die Westerkerk herum erstreckten, ab. Als ich 2012 mit ein paar Freundinnen in Amsterdam war, war der Wunsch immer noch da, aber auch bei diesem Trip hatten wir anderes vor.
Dieses Jahr stand für mich fest: ich werden das Anne Frank Haus besichtigen! Was ich nicht wusste: man kann sich Karten im Vorfeld online reservieren und so die langen Warteschlangen umgehen. Nun ja. Samstagmorgen stellte ich mich also an, fest entschlossen, hier gehe ich nicht mehr weg. Und dann kam der Regen. Mein Mann besorgte mir Kaffee und einen Regenschirm, aber der Regen verstärkte sich, dicke Gewitterwolken zogen auf. Ich gab auf, trat aus der Reihe aus und entschied: wir machen erstmal eine Touri-Bustour. Da sitzen wir im Trockenen.
Während wir auf den Bus warteten, erblickte ich ein hübsches kleines Lädchen: de Osdorp / cupala cake {Westermark 19}. Dort gibt es köstliche Süßigkeiten, wie Cupcakes, Cake Pops und Backzubehör. Im hinteren Bereich kann man den Damen beim Backen zusehen. Es lohnt sich wirklich, einmal hineinzugehen!
Während wir mit dem Doppeldecker durch Amsterdam fuhren, riss der Himmel langsam auf, die Sonne kam heraus und als wir wieder an der Westerkerk (wo sich kurz zuvor ein Paar das Jawort gab) ankamen, sah ich, dass die Menschenschlange nicht mehr ganz sooo lang ist. Jetzt oder nie, dachte ich mir, stellte mich an und ca. 1,5 Stunden später waren wir endlich drin im Anne Frank Haus!
Neben dem Anne Frank Haus wurde ein komplett neuer Gebäudekomplex gebaut, in dem sich das Museum, ein Café und der Museumsshop befinden. Von dort gibt es eine Verbindung in das Haus Prinsengracht 263- 267, in dem Otto Frank damals seine Geschäfte der Firmen Opecta und Pektacon führte. Im Erdgeschoss befanden sich die Lagerräume, darüber die Büros, in denen Herr Kugler, Miep Gies, Bep Voskuijl und Jo Kleimann arbeiteten. Dahinter liegt das Hinterhaus, in dem sich die Familien versteckten. Die Räumlichkeiten sind alle leer. Sie wurden damals von den Nazis leer geräumt und Otto Franks Wunsch war es, dass es so bleiben soll. Leer und verlassen. Einzig der alte original Aktenschrank, hinter dem sich die Türe zum Versteck befindet, ist noch da sowie der alte Ofen und die Spüle im Zimmer des Ehepaares Pels, welches gleichzeitig als Gemeinschaftsraum diente.
An den Wänden hängen Fotos der Räume mit Möbeln. In Annes und Fritz Pfeifers Zimmer hängen die Originalbilder, die Anne aus Filmzeitschriften schnitt und damit das Zimmer verschönerte. Im Haus ist das Fotografieren nicht gestattet. Leider, aber auch verständlich. Zwei Schnappschüsse zweier Bilder habe ich gemacht ansonsten das Verbot respektiert.
Zurück im Museum gibt es viele Info- und Zeittafeln, das Tagebuch und Videos zu sehen. Besonders ergriffen war ich von den Filmen, in denen Otto Frank und Miep Gies interviewt wurden.
Solltet Ihr einmal nach Amsterdam kommen: ich kann Euch das Anne Frank Haus sehr an Herz legen. Vorab könnt Ihr Euch auf dieser Website informieren {-> klick}! Die Website ist wahnsinnig gut, sehr informativ und interaktiv mit vielen Videos und Interviews.
Liebe Grüße, Bine
13 Kommentare
Das hast du ganz wunderbar geschrieben! Ich war letztes Jahr auch im Anne Frank Haus und war total ergriffen! Wir waren allerdings so schlau und haben uns die Karten vorbestellt für einen Sonntag morgens um 8:00 Uhr! Unbedingt zu empfehlen! ;-)
Wenn ich nochmal nach Amsterdam reise, dann gehe ich da trotzdem nochmal rein! Das ist ein MUSS!
Liebste Grüße,
Steffi
Amsterdam steht auch noch auf meiner Liste von Reisezielen die ich unbedingt besuchen muss! Gut zu wissen, dass man beim Anne Frank Haus schon online Karten kaufen kann, das werde ich dann definitiv machen :) danke für den Tipp!
ach krass. das mit der schlange klingt wie paris in unseren flitterwochen. wir wollen ins louvre. stehen seit 45 min. in der schlange, dann platzregen und innerhalb von minuten sind wir klitschnass. wir sind dann aber nicht mehr hin, das wetter war für die schlange einfach viel zu schlecht.
das anne frank haus… mensch. da schnürt es einem selbst nach so langen jahren, das man das buch gelesen hat, die kehle zu. ich würds direkt nochmal lesen (wenn wir die bücherkisten endlich mal ausräumen können). furchtbar wie damals die zustände waren. ich werd mir das haus für meinen amsterdam trip auf die liste schreiben. hätt ich direkt übergangen. danke für den bericht! <3
Huhu Bine,
vielen Dank für deinen Artikel! Vor einem Monat hatte ich im Buchhandel mal wieder das Tagebuch von Anne in der Hand, aber nun muss ich es wirklich mal kaufen und lesen. Ich meine mich teilweise an den Inhalt erinnern zu können, aber nicht mehr 100% – das einzige was ich noch weiß ist, dass es mich unglaublich bewegt hat. Ich kann gut verstehen, warum du 1 1/2 Stunden vor dem Haus angestanden bist. Falls ich irgendwann mal nach Amsterdam komme, werde ich es mir bestimmt auch ansehen gehen – deshalb schon mal jetzt, danke für den Tipp mit der Kartenreservierung ; )
Liebe Grüßle,
Mimi
Ich kann deinen Eindruck vom Anne-Frank-Haus nur bestätigen!
Es berührt einem und dank des Tagebuchs scheint einem alles so seltsam vertraut.
Ich war das erste Mal als Schülerin auf einer Klassenfahrt dort und dann vor ca. 10 Jahren und ich denke, dass ich, falls ich nicht auf solche Wahnsinnsschlangen treffen würde, auch bei einem neuen Besuch in Amsterdam nochmal dort hineingehen würde.
Nach beiden Besuchen habe ich das Tagebuch noch mal gelesen und mich noch lange damit auseinandergesetzt.
Ihr Schicksal macht mich jedesmal ganz klein und demütig und glücklich, dass wir hier in dieser Zeit, an diesem Ort leben.
Ansonsten schöne Bilder von Amsterdam, die mal weder richtig Lust machen…
LG,
Monik
Wir waren vor zwei Wochen auch in A., haben aber vorher online die Karten gekauft ( dieses Mal Rijksmuseum ). Das war sehr praktisch ( nützte allerdings nichts im Café ). Die Schlangen vor dem Anne-Frank-Haus konnten wir vom Grachtenboot aus sehen…Diese Geduld würde ich inzwischen nicht mehr aufbringen, aber das Haus ist es wert. Fand ich sehr beeindruckend. Steht die Kastanie noch? Sie war ja irgendwie krank…
Liebe Grüße
Astrid
Oh nein, ich hoffe, die Kastanie musste nicht weg! Ich finde, sie gehört einfach dazu und trägt ihren eigenen wichtigen Teil an der Geschichte!
Liebe Bine,
vor vielen Jahren waren mein Mann und ich auch im Anne-Frank-Haus. Am Vortag war die Schlange so lang, dass wir am nächsten Tag noch vor Öffnung da waren. Das kann ich nur empfehlen, da wir dann “nur” etwa eine 3/4 Stunde warten mussten! Das nächste Mal würde ich dann Karten online vorbestellen, aber ich glaube, dass war damals noch gar nicht möglich!?!
Aber das Warten lohnt sich einfach. Es war so wahnsinnig berührend, durch die engen Räume zu gehen, und irgendwie auch unfassbar, dass das alles Wirklichkeit war. Zu wissen und fühlen: Genau hier hat das Leid wirklich stattgefunden! Ein sehr bewegendes, trauriges und beklemmendes Gefühl.
Aber schön, dass es solche Orte gibt, die Vergessenheit nicht ermöglichen und die mahnend wirken!
Mich hat der Besuch des Anne – Frank – Hauses damals sehr berührt und danke an Dich, dass Du meine Erinnerung daran noch einmal wieder wachgerufen hast!
Zauberhafte Grüße,
die Hanseatin
Beide Tipps hab ich mal direkt auch meine Mustsee-Liste geschrieben. Danke!!!
Liebe Grüße,
Nicki
Du hast wirklich schöne Fotos gemacht und der Text ist auch ganz wundervoll geschrieben! Ich war heuer im April im Anne Frank Haus… weil ich auch so wie du vor langer langer Zeit ihr Tagebuch gelesen habe und neugierig war. Ich war dann auch sehr ergriffen und wollte das Haus unbedingt einmal sehen. Naja, dann war es heuer eben soweit und habe eigentlich zufällig im Internet Wochen vorher ein Ticket gekauft. Um 10:40h bekamen wir dann bei einem Nebeneingang Einlaß und konnten gleich mit unserer Tour beginnen. Die kleinen Zimmer, die engen Waschräume und das WC… sehr schlimm. Vor allem Annes Zimmer war für mich sehr ergreifend, da man noch alte Poster und auf den Original Tapeten gesehen hat… Ich kann es auch nur jedem empfehlen, sich vorab ein Ticket zu kaufen. Ohne online ticket würde mich nicht anstellen. 2-3 Stunden Wartezeit müsste man so einkalkulieren.
Lg Manuela
Ich bin im September dort und dank deines Artikels freue ich mich schon richtig auf das Haus.
Lg
Florenca
Toller Bericht. Ich fand das Anne Frank Haus auch sehr beeindruckend! Ich kann nur empfehlen Amsterdam mal im Winter zu besuchen, dann spart man sich die langen Schlangen. Wir mussten gar nicht anstehen! Wir haben zusätzlich noch die Museenkaart gekauft (damit kann man ein Jahr lang sehr viele (fast alle glaube ich) niederländische Museen besuchen.
Danke für den schönen Bericht!
Ich war gerade letzten Sonntag noch in Amsterdam und kann nie genug davon bekommen. Aber obwohl ich schon mehrfach dort war, habe ich es noch nie ins Anne Frank Haus geschafft. Das Buch habe ich in grauer Vorzeit als Schülerin gelesen und war damals sehr beeindruckt. Ich stelle es mir recht bedrückend vor, selbst einmal in dem Haus zu sein. Trotzdem – oder gerade deshalb – gehört es natürlich eigentlich zum Pflichtprogramm. Also: Fest vorgenommen für das nächste Mal in Amsterdam.
Danke übrigens für den Tipp, dass man die Karten auch vorbestellen kann. Die lange Schlange war nämlich bislang auch bei mir immer das, was einen Besuch dort verhindert hat.
Liebe Grüße,
Kathrin